In Zeiten knapper Ressourcen und einer kritischen Gesellschaft muss Effizienz anders bewertet werden, also noch vor 10 Jahren. Es sollte den Unternehmen nicht mehr nur um die bestmögliche Nutzung knapper Ressourcen gehen, sondern auch um den Schutz von Tier und Mensch sowie des Klimas und der Umwelt. Den Landwirten stehen dafür Hilfsmittel zur Verfügung. Ein Abbau von Tierbeständen dagegen kann der falsche Weg sein, wenn er mit einer Verlagerung von Treibhausgasen verbunden ist.

Die Diskussion über den Beitrag der Landwirtschaft zur Klimaerwärmung reißt nicht ab. Sie wird häufig wegen ihrer Emissionen an den Pranger gestellt. Der Anteil der Tierhaltung an den Treibhausgasemission in Deutschland beträgt aktuell rd. 9 Prozent. Ungefähr 35 % stammen direkt aus der Tierhaltung, wobei die Rinderhaltung mit rd. 22 Millionen Tonnen den größten Anteil zu verantworten hat. Auch wenn das im Vergleich zu den übrigen Emissionen in Deutschland mit 4 Prozent rel. wenig erscheint, beruht die Kritik an der Landwirtschaft häufig auf Missverständnissen, die nicht selten in der Forderung münden, den Tierbestand zu reduzieren. Dabei wird häufig vergessen, dass die Tierhaltung neben der Bereitstellung hochwertiger Nahrung zahlreiche andere Funktionen erfüllt. Dazu zählen die Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Schonung nicht erneuerbarer Ressourcen, die Einsparung mineralischer Düngemittel, die Förderung der Biodiversität im ländlichen Raum und natürlich die Sicherung des familiären Einkommens und der volkswirtschaftliche Beitrag ländlicher Räume. Im biologischen Landbau ist die Tierhaltung unverzichtbar.

Nach Einschätzung der UN wird sich die Nachfrage nach tierischen Produkten weltweit vermutlich verdoppeln. Eine Verlagerung der Tierproduktion in Regionen mit geringer Effizienz wäre daher kontraproduktiv; die Treibhausgase würden nicht sinken, sondern steigen. Simulationen bestätigen diesen Zusammenhang für Europa.1

Daher sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, die heimische Tierhaltung noch nachhaltiger zu machen. Hierfür gibt es bereits ermutigende Ansätze. So hat die CONVIS-Beratungsabteilung in Luxemburg ein Tool für Flächen- und produktbezogene C02-Bilanzen entwickelt, mit dem sich die Betriebe in vier Gruppen einteilen lassen2: extensive Betriebe, mittelintensive Betriebe mit hoher Effizienz, mittelintensive Betriebe mit niedriger Effizienz und intensive Betriebe. Es ist auch bereits in Deutschland im Einsatz. Angestrebt wird ein Produktionsniveau, das sowohl je Flächen- als auch Produkteinheit die besten C02-Bilanzen aufweist und damit der optimalen Zielgröße der mittelintensiven Betriebe mit hoher Effizienz nahekommt. Der Weg dahin ist unterschiedlich. Neben einer Verbesserung des Fütterungs-, Tiergesundheits- und Haltungsmanagements kann das Ziel auch über Kooperationen von Betrieben erreicht werden, nicht nur um das Nährstoffmanagement für Wirtschaftsdünger zu optimieren, sondern auch um Maschinen besser zu nutzen oder Fruchtfolgen betriebsübergreifend zu planen. Das ist in vielen Betrieben Deutschlands und im Biolandbau bereits gängige Praxis.

Fazit: Die Landwirtschaft wird sich vermutlich daran gewöhnen müssen, dass eine weitere Intensivierung kein hohes Betriebseinkommen garantiert, wenn gleichzeitig ökologische Ziele berücksichtigt werden müssen. Der Beratungsschwerpunkt sollte daher auf einer nachhaltigen Intensivierung liegen. Vor dem Hintergrund steigender Nachfragen nach tierischem Eiweiß wäre es fatal, wenn in Europa die Tierbestände reduziert werden; dies wird vermutlich zu einer Verlagerung, wenn nicht sogar zu einem Anstieg von Treibhausgasen führen. Es gilt, die Betriebe auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Dafür gibt es gute Hilfsmittel.

Die Pressemeldung bezieht sich auf die Veröffentlichung Trägt die Reduzierung des Viehbesatzes zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes aus der Landwirtschaft bei? im de letzebuerger ziichter (1/2021, S. 77 ff) und ist mit dem Autoren abgestimmt. Den Beitrag finden Sie hier: www.convis.lu/fileadmin/data/documents/Ziichter/2021/LZ_2021_Maerz.pdf

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