Zählen, messen, wiegen – Zum Jahreswechsel sind auch im Tierpark Nordhorn alle Tiere dran. Die Inventur, ein Vorgang den man aus dem Supermarkt oder anderen Geschäften zum Jahreswechsel kennt, findet auch in einem Zoo statt. Über mehrere Tage wird von den Tierpflegern der gesamte Tierbestand gezählt, zum Teil auch gemessen und gewogen. Gleichzeitig werden die Bestandslisten dabei durch die beiden Kuratoren Dr. Heike Weber und Dr. Dirk Wewers auf Aktualität überprüft. Insgesamt 2503 Tiere in 108 Arten konnten sie am Ende in die Inventurlisten eintragen.

„Bei großen Tieren wie unserem Wappentier, dem Waldbison, ist das Zählen sehr einfach!“, so Dr. Dirk Wewers. „Anders sieht das bei Tierarten aus, die in großer Stückzahl vorkommen!“ Bei Schwarmtieren wie den Wellensittichen in der großen begehbaren Voliere mit „Gefiederten Australiern“ ist es mitunter schwer überhaupt die genaue Anzahl zu ermitteln. Auf Gewichte wird hier selbstverständlich ganz verzichtet. Die Tierpfleger arbeiten in der Voliere mit mehreren zusammen, um auf möglichst genaue Schätzungen zu kommen – mit 400 geschätzten Wellensittichen bilden die kleinen Papageien auch 2022 die „mitgliederstärkste“ Art im Familienzoo, gefolgt von den in der Zooschule beheimateten Sungay-Gespenstschrecken, einer skurril aussehenden Stabschreckenart von den Philippinen.

Die gesammelten Daten werden von Kurator Dr. Dirk Wewers zusammenfügt und Direktion und den Behörden gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Tiere im Tierpark Nordhorn nicht wesentlich verändert. Auf knapp über 2500 Tiere in etwas mehr als 100 verschiedenen Arten kommt der Zoo zum Jahreswechsel.

Aber es gab einige Veränderungen im Artenbestand. Mitte August des Berichtsjahres zogen beispielsweise insgesamt 18 Gartenschläfer in das neue errichtete kleine Nachttierhaus im Familienzoo in der Grafschaft Bentheim ein. Nur fünf weitere Zoos in Deutschland zeigen die einheimische Tierart, die im Freiland in vielen Gegenden Europas selten, zum Teil sogar regional ausgestorben ist.

Natürlich gab es 2022 auch wieder zahlreichen Nachwuchs im Familienzoo. Besonders hervorzuheben sind hier die Zweifinger-Faultiere ebenso wie deren Mitbewohner, die für den Artenschutz besonders relevanten Blaulatzsittiche. Insgesamt fünf junge Blaulatzsittiche haben in dem Jahr die Bruthöhle verlassen. Diese stark bedrohte südamerikanische Papageienart wird außer im Tierpark nur in einem weiteren deutschen Zoo gehalten. „Vor allem freut es uns, dass es mit dem Nachwuchs so schnell geklappt hat. Die Vögel sind erst im vergangenen Jahr über das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) zu uns gekommen!“ so Kurator Dr. Dirk Wewers.

Ob es im Verlauf des Jahres bei der Anzahl Tiere bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen von der Vermehrungsrate einiger Arten, aber auch vom Tausch einzelner Tiere mit anderen wissenschaftlich geführten Zoos in Europa. Besonders bei den Arten, für die es Erhaltungszuchtprogramme im Rahmen des ex-situ-Artenschutzes gibt, entscheiden zum Teil Zuchtbuchführer darüber, ob bestimmte Tiere mit anderen Zoos getauscht werden, um so einen stabilen und gesunden Tierbestand für mögliche Auswilderungsprojekte aufzubauen oder zu erhalten. Neben der Attraktivität für die Besucher, den Haltungsansprüchen, die gewährleistet sein müssen und nicht zu vergessen den Kosten für Gehegebau, Haltung und Fütterung ist natürlich der Gefährdungsstatus ein wichtiger Punkt bei der Auswahl von Tierarten, für die sich der Tierpark Nordhorn entscheidet. „Daher sind wir besonders stolz, mittlerweile insgesamt 14 Tierarten den Besuchern präsentieren zu können, die in einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) geführt werden“, erläutert Zoodirektor Dr. Nils Kramer. Dazu gehören Amurleopard, Europäische Wildkatze, Zweifinger-Faultier, Totenkopfaffe, Kafue-Litschi-Wasserbock, Vietnam-Sikahirsch, Azara- Aguti, Marabu, Gänsegeier, Waldrapp, Schneeeule, Habichtskauz, Blaulatzsittich und die Europäische Sumpfschildkröte.

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