Sonja Neil hat zwei Tumore in verschiedenen Darmabschnitten, einer davon gilt lange als inoperabel, weil er massiv in andere Organe wie die Gebärmutter gewuchert ist. Die Wuppertalerin soll schon palliativ behandelt werden. Doch ihr Onkologe gibt nicht auf und lässt ihren Fall auch in Duisburg prüfen. In einer großen gemeinsamen Operation können Viszeralchirurgen und Gyn-Onkologen an der Helios St. Johannes Klinik das bösartige Gewebe schließlich komplett entfernen. Für Sonja Neil ist der abschließende Befund „krebsfrei“ an manchen Tagen immer noch unfassbar. 

Alles begann mit ein bisschen Blut im Urin. „Schmerzen oder andere Beschwerden hatte ich nicht. Und eigentlich dachte ich, das käme von einer älteren Zyste in der Niere“, erinnert sich Sonja Neil an die Zeit vor zweieinhalb Jahren, kurz vor einer lebensverändernden Diagnose. Ihre Hausärztin überweist sie zur Sicherheit dennoch zum Gynäkologen, der macht eine umfassende Ultraschalluntersuchung und ist alarmiert. „Ich sollte so schnell wie möglich in eine Klinik, er hatte auf dem Ultraschall etwas gesehen, das dort nicht hingehörte.“ Die böse Ahnung bestätigt sich schließlich: Die damals 60-Jährige hat Darmkrebs. „Diesen Tag der Diagnose werde ich nie vergessen, es war Freitag der Dreizehnte und ich war am Boden zerstört.“ Denn es sind nicht nur einer sondern gleich zwei Darmtumore, von denen sich einer schon in andere Organe vorgearbeitet hatte, unter anderem in die Gebärmutter und die Scheidenwand. Die Maschinerie beginnt: Mit Hilfe von Chemo- und Strahlentherapie sollen die bösartigen Zellen zurückgedrängt werden, um den Rest operieren zu können, der Goldstandard bei dieser Art von Krebs. Sonja Neil bekommt zudem einen künstlichen Darmausgang, um einen potentiell tödlichen Verschluss zu verhindern, weil das Tumorgewebe den Mastdarm bereits zusammendrückt. Im Mai 2022 schließlich kommt der Eingriff, einer der beiden Tumore kann entfernt werden. Den anderen lassen die Ärzt:innen im Körper, zu komplex sein Gewebe, zu riskant die Prozedur. So scheint es zumindest. Das Wort „Palliativ“ steht im Raum. Sonja Neil macht niemandem einen Vorwurf, sie akzeptiert ihr Schicksal. Doch ihren Onkologen treibt der Fall um, er vertieft sich in die Akten, als erfahrener Krebsmediziner kennt er sich auch mit den operativen Verfahren rund um Tumorentfernungen bestens aus. Schließlich ist er sich sicher, dass eine Operation unter bestimmten Umständen doch möglich ist. Er berät sich mit Dr. Norbert Hennes, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums an der Helios St. Johannes Klinik. Der wiederum holt Dr. Alejandro Corral, den chefärztlichen Kollegen aus der Frauenklinik und Onko-Gynäkologe hinzu. Gemeinsam beleuchten sie die Bilder und Befunde neu und entscheiden sich, zu operieren. „Wir wussten, es wird ein komplexer Eingriff, auch weil der Bereich ja schon durch die vorherige Operation vernarbt war. Aber wir waren uns alle sicher, dass es absolut machbar ist, wenn wir zusammenarbeiten“, fasst Dr. Hennes den Plan zusammen. Sonja Neil schöpft neue Hoffnung als sie die Neuigkeiten von ihrem Onkologen erfährt. Der Eingriff ist für den 17. Januar angesetzt, wieder ein besonderes Datum: „An diesem Tag hatte meine verstorbene Mutter Geburtstag, das hat mir Kraft gegeben. Ich hatte das Gefühl, sie steht mir bei.“ Die Wuppertalerin kommt schon ein paar Tage vorher nach Duisburg für die Voruntersuchungen, ist aufgeregt, aber optimistisch. „Ich wusste, dass der Eingriff vielleicht schwierig werden könnte, aber die Ärzte und auch die Pflegekräfte haben mir viel Mut gemacht.“ Rund fünf Stunden dauert die Operation schließlich, Dr. Hennes und Dr. Corral arbeiten dabei Hand in Hand, um den Darm und alles rund um die Gebärmutter von bösartigem Gewebe zu befreien. Am Ende klappt es, der Körper ihrer Patientin ist krebsfrei. „Der entscheidende Faktor hier ist hier die Teamarbeit, da wir unsere beiden Spezialgebiete quasi übereinandergelegt haben, hat alles sehr gut funktioniert“, freut sich auch Dr. Corral über das gute Ergebnis. Sonja Neil muss danach noch kurz auf die Intensivstation, ihr Kreislauf ist ziemlich mitgenommen. Doch sie erholt sich schnell und eine Woche später kann sie bereits wieder über die Flure der Normalstation laufen. Am neunten Tag nach der Operation wird sie entlassen. „Ich bin allen in dieser Klinik und auch meinem Onkologen so dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben und mir eine zweite Chance ermöglich haben.“ Für Sonja Neil ist damit abgesehen von der Nachsorge der Krebskampf erst einmal vorüber. Mit am glücklichsten macht sie daran, dass sie endlich wieder unbeschwerte Zeit mit ihrem vierjährigen Enkel verbringen kann. Denn während der Chemo und all den anderen Behandlungen war der Kontakt zu einem potentiell ständig erkälteten oder anderweitig erkrankten Kleinkind nur selten möglich. „So eine Erkrankung lehrt einen ja auch was dir wirklich wichtigen Dinge sind. Für mich ist es einzig und allein die gemeinsame Zeit mit meinen Liebsten.“ 

*Name geändert

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