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Eröffnung: Freitag, 9. Juni 2023, 19 Uhr
10. Juni – 6. August 2023
Dienstag–Sonntag 12–18 Uhr / Donnerstag 12–20 Uhr

Kuratorinnen: Krisztina Hunya, Diana Marincu

Anca Benera und Arnold Estefán verfolgen eine forschungsorientierte und interdisziplinäre Praxis, die sich historischen, sozialen oder geopolitischen Erzählungen sowie den dahinterstehenden Strukturen widmet. In ihren aktuellen Projekten befassen sie sich mit ökologischen Themen, wie Extraktivismus, der Übernutzung natürlicher Ressourcen, und konzentrieren sich auf die Überschneidungen von Umweltbelangen und dem Militärwesen. Im Mittelpunkt von Rehearsals for Peace – ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland – steht die kritische Auseinandersetzung mit den Absurditäten von Kriegsführung. Thematisiert wird dabei insbesondere die paradoxe Dynamik zwischen militärischer Bereitschaft, simulierten Operationen und dem ersehnten Frieden.

Die peripheren Ostgebiete der Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) in Europa, wie etwa das Staatsgebiet Rumäniens, nehmen eine geostrategisch zentrale Rolle bei der Einrichtung von Truppenübungsplätzen und Militärstützpunkten ein. Weite Flächen Osteuropas wurden spätestens seit der Krim-Annexion durch Russland 2014 (re-)militarisiert. Da diese Übungsplätze meist in Naturschutzgebieten eingerichtet werden – an Orten, die üblicherweise Abgeschiedenheit und Erholung verkörpern –, entstanden beispielsweise in den ländlichen Gebieten Siebenbürgens militärische Einrichtungen, die eine Bedrohung für lokale Ökosysteme und den symbiotischen Lebensstil von Hirt*innen und weidenden Tieren darstellen. Ausgehend von diesen Orten erforschen Benera und Estefán verschiedene Rituale zur Abwehr von konkreten wie fiktiven Feinden und hinterfragen die Diskrepanz zwischen der Ruhe der Naturlandschaft und der gewaltvollen Präsenz des Krieges: Wie überkreuzen sich ökologische und militärische Belange? Welche Rituale werden durchgeführt, um unmittelbare oder langfristige Bedrohungen abzuwehren? Und ist die Vision des Friedens lediglich eine radikale Utopie?

Das Video Rehearsals for Peace (2023) – koproduziert vom n.b.k. Video-Forum – greift auf verschiedene volkstümliche Traditionen zur Abwehr von bösen Geistern zurück. Das Werk ist inspiriert vom sieben-bürgischen Brauch des Urzelnlaufens, der auf einer lokalen Legende über eine tapfere Frau, Ursula, beruht, die die Osmanen verscheuchte, indem sie ein furchterregendes Kostüm trug und mit einer Hirtenpeitsche Lärm erzeugte. Diese scheinbar absurden Gesten symbolisieren die Kraft des gewaltlosen Widerstands und werden bis heute jedes Jahr Anfang Januar in siebenbürgischen Dörfern kollektiv praktiziert. Rehearsals for Peace wird erstmalig gezeigt, als Teil einer raumfüllenden Installation und zusammen mit Perpetual Harvest (2023), einer Serie geflochtener Strohskulpturen, die an ein altes Ernteritual erinnern, das den saisonalen Rhythmus des Weizenanbaus symbolisiert.

Rehearsals for Peace ist Teil des fortlaufenden Projekts Debrisphere. Landschaft als Erweiterung der militärischen Vorstellungskraft (seit 2019). Mit dem Begriff Debrisphere beschreiben die Künstler*innen die noch nicht benannte Schicht der Erdkruste, die von Territorien gebildet wird, die durch Konflikte und Kriege geformt werden. Mit ihren jüngsten Werken untersuchen Benera und Estefán u. a. jene neuen Formen von Landschaften, die als Ergebnis menschlichen Eingriffs entstehen – getarnte Schichten der Natur, die umgestaltet und manipuliert wurden, um militärischen Strategien zu dienen.

Biografisches
Anca Benera (*1977 in Constanța / Rumänien) und Arnold Estefán (*1978 in Târgu Secuiesc / Rumänien) arbeiten seit 2012 zusammen und leben und arbeiten in Bukarest und Wien. 2022 wurden sie mit dem Birgit-Jürgenssen-Preis des Österreichischen Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport ausgezeichnet; 2023 sind sie SAVA Creative Fellows am Postsocialist Art Centre des University College London. Präsentationen ihres Werks waren zuletzt u. a. zu sehen Museum Tinguely, Basel (2023–2022); Whitechapel Gallery, London (2023–2022); Biennale Matter of Art, Prag (2022); Trafó Galéria, Budapest (Solo, 2021); Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2020); Mucem, Marseilles (2019); Frac des Pays de la Loire, Nantes (2018); Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2017).

Diskursprogramm
Donnerstag, 29. Juni, 2023
What to Eat in Times of Perpetual Crisis?
Workshop mit Anca Benera, Arnold Estefán und L. Sasha Gora (Kulturhistorikerin, Leiterin der internationalen Nachwuchsforschungsgruppe „Off the Menu: Appetites, Culture, and Environment“ an der Universität Augsburg).
Anmeldung unter www.nbk.org
In englischer Sprache

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