Die adventistische Kirchenleitung in Uganda (Uganda Union Mission) hat sich in einer offiziellen Erklärung von dem kürzlich in Kraft getretenen Gesetz distanziert, das nicht-heterosexuelle Praktiken mit Gefängnis und in bestimmten Fällen mit der Todesstrafe ahndet. Die Erklärung wurde vom Präsidenten der adventistischen Kirche in Uganda, Moses Maka Ndimukika, unterzeichnet. Dieser nahm im Februar an einem Treffen einer interreligiösen Gruppe von Leitern verschiedener Religionsgemeinschaften teil (u. a. aus der römisch-katholischen Kirche, der Pfingstkirchen und der Muslime), die sich für eine rasche Verabschiedung des neuen Strafgesetzes aussprachen.

Harte Strafen für „homosexuelle Handlungen“

Das Gesetz stellt klar, dass es noch keine Straftat ist, sich als homosexuell zu bezeichnen. Erst „die Beteiligung an homosexuellen Handlungen“ stellt ein Vergehen dar, das mit lebenslanger Haft geahndet werden kann. Entgegen der Forderung des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni hielt das Parlament an dem Passus fest, Fälle von „schwerer Homosexualität“ zu einem Kapitalverbrechen zu erklären, was bedeutet, dass Wiederholungstäter mit dem Tod bestraft werden können. Obwohl die Todesstrafe in der ugandischen Verfassung verankert ist, wurde sie seit vielen Jahren nicht mehr angewendet.

Homosexualität wurde in Uganda bereits während der Kolonialzeit unter Strafe gestellt. Es hat jedoch seit der Unabhängigkeit im Jahr 1962 noch nie eine Verurteilung wegen einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Aktivitäten gegeben.

Das neue Gesetz sieht unter anderem bis zu 20 Jahre Haft für die „wissentliche Förderung von Homosexualität“ vor. In der unterzeichneten Version nicht mehr enthalten ist eine sechsmonatige Haftstrafe für Personen, die es versäumen, mutmaßliche homosexuelle Handlungen der Polizei melden.

International wurde das Gesetz scharf kritisiert, unter anderem von den USA, der EU und Menschenrechtsgruppen. Es erfreue sich aber in Uganda breiter öffentlicher Unterstützung, so berichten es die Nachrichtenagenturen AFP und dpa.

Erklärung der adventistischen Kirche in Uganda verurteilt Gewalt und Fanatismus

In der aktuellen, von Kirchenleiter Moses Maka Ndimukika unterzeichneten Erklärung der adventistischen Kirche in Uganda wird auf die Haltung der adventistischen Weltkirche zu Ehe und sexuellen Beziehungen verwiesen. Ferner heißt es darin: „Zusammen mit unseren adventistischen Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt verurteilen wir jede Form von Verfolgung, Gewalt und Fanatismus gegen Einzelne oder Gruppen von Menschen.“

Im Hinblick auf die harten Strafen für nicht-heterosexuelle Handlungen formuliert die Erklärung: „Wir streben weder die Inhaftierung noch die Tötung von Personen an, die LGBTQ+-Praktiken ausüben, noch befürworten wir diese. Im Gegenteil, wir glauben, dass jeder Mensch unsere Liebe und unser Mitgefühl verdient als Mensch, für die unser Erlöser sein Leben gab und die er zu einer biblischen Lebensweise und menschlichen Sexualität berufen hat.“

Über die Teilnahme an interreligiösen Treffen

Über die Teilnahme an interreligiösen Treffen heißt es: „Unser Engagement und unsere Interaktion mit anderen Gruppen von Menschen oder Organisationen erfolgt im Rahmen des Auftrags der Kirche und ist daher nicht dazu gedacht, uns anzugleichen, zu unterstützen oder zu verurteilen.“ In einem anderen Abschnitt der Erklärung heißt es dazu: „Es ist wichtig festzuhalten, dass die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Uganda nie zusammengekommen ist, um über das neue Gesetz zur Homosexualität zu beraten, und daher auch keine diesbezüglichen Maßnahmen ergriffen hat.  Als Einzelperson arbeite ich [Kirchenleiter Moses Maka Ndimukika] in verschiedenen Ausschüssen und Gremien außerhalb der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit, und diese Gremien fördern oft Projekte und Maßnahmen für die ugandische Gesellschaft. Aber auch ich spreche in solchen Fällen nicht für die Kirche, es sei denn, unsere Kirchenvertreter diskutieren und kommen zu Schlussfolgerungen, und ein solcher Prozess hat bei diesem Gesetz nicht stattgefunden.“ Damit ist offen geblieben, ob der adventistische Kirchenleiter persönlich das neue Strafgesetz befürwortet, auch wenn die adventistische Kirche in Uganda es offiziell ablehnt.

Die Erklärung im Originalwortlaut: https://uu-adventist.org/human_sexuality.php

Adventisten in Uganda

In Uganda mit seinen 47,3 Millionen Einwohnern leben 464.080 Adventisten in 1.348 örtlichen Kirchengemeinden (Stand Mitte 2022). Die Kirche unterhält eine Universität und sechs weitere Hochschulen, 30 weiterführende Schulen und 195 Grundschulen. Außerdem unterhält sie drei Krankenhäuser und 21 lokale Gesundheitszentren. Das weltweite adventistische Fernsehnetzwerk Hope Channel und die Hilfsorganisation ADRA sind ebenfalls im Land aktiv. Von 1986 bis 1991 war mit Samson Kisekka ein Siebenten-Tags-Adventist Premierminister des Landes. Laut Wikipedia gehörte Dr. Kisekka zu einer neuen Generation afrikanischer Führungspersönlichkeiten, die sich durch klares Denken, eine ehrliche Einschätzung der afrikanischen Geschichte und eine Vision für eine strahlende Zukunft Afrikas auszeichneten. Er plädierte für einen Führungsstil, der politische, wirtschaftliche und soziale Grenzen überwindet, und schlug eine auf wirtschaftliche Entwicklung ausgerichtete Führungskultur vor. Er versöhnte sich nie mit der kolonialen Bildungspolitik, sondern glaubte an ein Bildungsmodell, das auf die Bedürfnisse der afrikanischen Gesellschaft zugeschnitten ist.

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