„Überall ist Wunderland. Überall ist Leben…“ – diese Anfangszeilen aus dem Gedicht „Überall“, das Joachim Ringelnatz 1927 veröffentlichte, stellen die Autoren Sascha Mamczak und Martina Vogl ihrem neuen Werk voran. Eine Gedichtzeile wird quasi zum Titel und sagt schon in diesen wenigen Worten, um was es auf jeder Seite des Buches geht. Um das Leben über, unter, neben und in uns – eben überall! Das erste Tier, das einem bei der Lektüre begegnet, ist eine Stadttaube. Ausgerechnet ein Tier, das in den Augen vieler vor allem störend ist, angeblich Krankheiten überträgt und von vielen gemieden wird. „Ratten der Lüfte“ ist ein bekanntes Vorurteil, das im ersten Kapitel komplett widerlegt wird. Wer danach Tauben nicht mit anderen Augen sieht, hat nicht aufmerksam gelesen. Die Autoren springen in den folgenden Kapiteln zwischen großen und winzig kleinen, bekannten und weitgehend unbekannten Lebensformen hin und her. Nach der Taube wird am Beispiel des Gespenstblattschwanzgeckos die Evolution erläutert. Danach geht es um den Menschen in seiner jeweiligen Zeit, um sich dann den Darmbakterien zu widmen. Immerhin ist der Darm auf seine Größe bezogen der am dichtesten besiedelte Raum auf unserer Erde. Ein wunderbares Buch, das schon beim Querlesen so viele Informationen und Aha-Erlebnisse bereithält, dass man es nicht mehr aus der Hand legen mag. Es macht einfach Spaß, darin zu Schmökern und ganz nebenbei auch Neues und Überraschendes über das Leben, die Erde, über Tiere, unser Essen, über Pilze oder auch Vorurteile zu erfahren. „Überall ist Leben“ ist mehr als ein Biologiebuch – es bringt philosophische, naturwissenschaftliche, politische Aspekte auf geradezu poetische Weise zusammen und präsentiert sich in überzeugender Gestaltung mit passender Typographie.

Ringelnatz lesen heißt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Das gilt auch für „Überall ist Leben“. Nach der Lektüre verändert sich der Blick auf die Umgebung, auf das Leben in uns und um uns herum. Ein würdiger Preisträger für den EMYS-Sachbuchpreis im Februar 2024.

Autoreninformation:

Sascha Mamczak: Jahrgang 1970, studierte politische Wissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Öffentliches Recht in München und Edinburgh. Er befasst sich intensiv mit Zukunftsthemen und Fragen der Generationengerechtigkeit. Sascha Mamczak und Martina Vogl arbeiten beide in Münchner Verlagen und halten regelmäßig Vorträge für Kinder und Jugendliche zu den Themen Ökologie und Zukunft. Gemeinsam haben sie die Jugendsachbücher „Es ist dein Planet – Ideen gegen den Irrsinn" und das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte „Eine neue Welt. Die Natur, die Menschen und die Zukunft unseres Planeten" geschrieben.

Mamczak, Sascha & Vogl, Martina; illustriert von Katrin Stangl: Überall Leben – Vom erstaunlichen Miteinander der Arten auf unserem Planeten, Peter Hammer Verlag 2023, ISBN: 978-3779507178, 280 Seiten, 24€, ab 12 Jahren

EMYS: Ausgezeichnet werden mit dem EMYS-Sachbuchpreis besondere, fachlich kompetente und ansprechend aufbereitete Sachbücher für Kinder oder Jugendliche ab 6 Jahren. Der Preis wird vom Verein proWissen Potsdam in Kooperation mit der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. monatlich verliehen.  Die Emys-Schildkröte ist von der Illustratorin Regina Kehn gestaltet. Die Preisträger erhalten jeweils ein in limitierter Auflage gedrucktes und signiertes Exemplar des Bildes.

Über den proWissen Potsdam e.V.

Der Verein proWissen Potsdam wurde im April 2004 gegründet. Wissenschaft steht im Zentrum der Aktivitäten in der Wissenschaftsetage: Wir präsentieren wechselnde Ausstellungen zu Themen aus der Wissenschaft und in unterschiedlichen Veranstaltungen wird aktuelle Forschung in der Begegnung mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlebbar. ProWissen wird finanziert von der Landeshauptstadt Potsdam, wissenschaftlichen Institutionen, Unternehmen sowie Privatpersonen.

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