Mit einer Zuwendung für den Erwerb und der Restauration einer Torarolle unterstützt die regionale adventistische Kirchenleitung in Berlin-Mitteldeutschland (Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung / BMV) eine benachbarte Synagoge und erinnert an adventistische Pflegeeltern, die sich während der Shoa für ein jüdisches Kind eingesetzt haben. Das teilte die BMV auf ihrer Webseite mit.

Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten unterstützt die Berliner Synagoge „Ohel Hachidusch“ beim Erwerb und der Restauration einer Torarolle, die insbesondere für Festtagsgottesdienste dringend benötigt wird. Die Gottesdiensträume der Synagoge befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Sitzes der Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten. Symbolisch wird mit dem Beitrag der Tora-Wochenabschnitt „Lech lecha“ (1. Mose 12–17) finanziert. Darin ist die Verheißung Gottes enthalten, dass Gott diejenigen segnen will, die Abram segnen, und dass durch Abram alle Geschlechter der Erde gesegnet sein sollen. Bei einem Kabbalat Schabbat, dem Gebet zum Empfang des Schabbats am Freitagabend, überreichte die Synagoge eine Dankesurkunde für die Spende. Sie würdigt darin die Zuwendung als eine „Zedakah“, eine wohltätige Gerechtigkeitsgabe, berichtet Dietmar Päschel, Pastor der adventistischen Kirchengemeinde an der Hasenheide in Berlin, der die Spende der Adventisten überbracht hatte.

Erinnerung an adventistisches Ehepaar Gall

Die Zuwendung zugunsten der Tora ist der Erinnerung an das adventistische Ehepaar Gall aus Berlin-Weißensee gewidmet. Im Jahr 1926 nahm das Ehepaar den neugeborenen Herbert Oppenheimer als Pflegekind auf, der aus einer jüdischen Familie stammte. Als er mit elf Lebensjahren im Zuge der nationalsozialistischen Judenverfolgung seinen Pflegeeltern entzogen und in ein jüdisches Waisenheim kam, kümmerte sich Ehepaar Gall weiter um ihn, versorgte ihn mit Lebensmitteln und verteidigte ihn bei einer antisemitischen Bedrohung auf offener Straße. Herbert Oppenheimer überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Mauthausen. Nach dem Ende der Shoa wanderte er in die USA aus und lebte als religiöser Jude. Sein Lebensbericht mit den wertschätzenden Erinnerungen an seine adventistischen Pflegeeltern in Berlin wird vom United States Holocaust Memorial Museum in Washington bewahrt. Mit der Widmung bleiben die Namen von Herbert Oppenheimer und von Ehepaar Gall mit der neu erworbenen Tora verbunden.

Weiterführende Informationen:

Das Zeitzeugen-Interview mit Herbert Oppenheimer in voller Länge (engl.): https://kurzelinks.de/oppenheimer

Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung

Die Verwaltungsregion der Berlin-Mitteldeutschen Vereinigung umfasst 133 Kirchengemeinden der Siebenten-Tags-Adventisten in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Zu ihnen gehören ca. 6500 erwachsen getaufte Gemeindemitglieder, die am Samstag ihren Ruhetag (biblisch: Sabbat) und ihre Gottesdienste feiern.

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