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Premiere am 10. März 2024, 18.00 Uhr, Salon3 des Theaters Heilbronn
Freiheit ist ein anderer Ort
Das Leben der Camille Claudel
von Regina Speiseder und Katrin Aissen

Regie: Katrin Aissen
Musikalische Leitung: Manuel Heuser
Bühne: Karin von Kries
Kostüme: Manuel-Roy Schweikart
Dramaturgie: Mara Goga
Mit Regina Speiseder

Eine Künstlerin, zu weit ihrer Zeit voraus
»Freiheit ist ein anderer Ort – Das Leben der Camille Claudel« kommt im Salon3 auf die Bühne

Kompromisslose Künstlerin, leidenschaftlich Liebende, begnadete Bildhauerin, von ihrer Zeit verkanntes Genie und am Lebensende eine an ihren inneren und äußeren Dämonen Zerbrechende: Camille Claudel (1864-1943) führte nicht nur ein Leben wie in einem Roman – ihr unabhängiger Geist, ihr wildes Temperament und ihr bedingungsloser Schaffensdrang ließen sie auch immer wieder gegen die gesellschaftlichen Begrenzungen ihrer Zeit anrennen, die Frauen eher die Rolle der Muse, denn des Genies zubilligten. In assoziativen Bildern und mit emotionalen Liedern – zwischen Traum und Wirklichkeit – führt der Abend »Freiheit ist ein anderer Ort – Das Leben der Camille Claudel« in den Kosmos dieser faszinierenden Frau. Die Premiere ist am 10. März um 18 Uhr im Salon3. Schauspielerin Regina Speiseder und Regisseurin Katrin Aissen haben sich dieser außergewöhnlichen Künstlerin, die ihrer Zeit weit voraus gewesen ist, genähert. Briefe von und an Camille Claudel und eigene Texte wurden von Katrin Aissen für die Bühnenfassung montiert. Regina Speiseder spielt und singt u.a. Lieder von Claude Debussy, der eine wichtige Rolle in Camille Claudels Leben spielte. Am Klavier wird die Schauspielerin von Manuel Heuser begleitet, der mit seiner Musik auch den atmosphärischen Soundtrack für den Abend liefert.  

Zum Inhalt

Camille Claudel hat großartige Werke hinterlassen. Heute stehen ihre ausdruckstarken Plastiken in Bronze und Marmor in den bedeutendsten Museen und sind Millionen wert. Sie jedoch verstarb verarmt, nach einem 30-jährigen Aufenthalt in Nervenheilanstalten, in denen sie gegen ihre Willen auf Bestreben ihrer Mutter und ihres Bruders festgehalten wurde, obwohl das ärztliche Urteil ihr zubilligte, dass sie längst wieder in Freiheit und selbständig leben könnte. An dieser Stelle, kurz vor ihrem Ende, beginnt der Abend und blickt zurück wie sie geworden ist, was sie war. Die Inszenierung beleuchtet schlaglichtartig wichtige Lebensstationen der Künstlerin: Ihre Kindheit in der französischen Provinz, wo sie schon früh anfängt aus dem heimischen Lehm Skulpturen zu formen. Schon als Jugendliche wird ihr klar, dass sie eine große Bildhauerin werden will: »Ich will die Dinge aus dem Stein befreien.«  Mit ihrem Bruder Paul verbindet sie eine intensive Seelenverwandtschaft, gemeinsam lehnen sie sich gegen ihre lieblose Mutter auf, die dem Sohn die Träumerei vorwirft und Camille ihre so »unweibliche Wildheit«. Umso schwerer wog der Verrat durch den innig geliebten Bruder, der gemeinsam mit der Mutter seine Schwester ins Irrenhaus abschob und sie dort verkümmern ließ.

Die heranwachsende Camille Claudel fand Unterstützung bei ihrem Vater, der ihr ein Studium an der privaten Kunstakademie Colarossi in Paris ermöglichte − an staatlichen Akademien waren Frauen damals nicht geduldet. Noch während ihrer Ausbildung lernte Camille Claudel den Bildhauer Auguste Rodin kennen,  dem sie Schülerin, Muse, Geliebte und Arbeitspartnerin wird. Eine jahrelange stürmische Liebe verbindet sie mit dem 24 Jahre älteren Mann, eine quälerisch intensive Beziehung, die schließlich zerbricht. Künstlerisch wächst die Anerkennung für das Werk Camilles, obwohl es immer an der Arbeit Rodins gemessen wird. Sie hasst Rodins Liebschaften zu anderen Schülerinnen und Modellen und besonders seine langjährige Beziehung zu Rose Beuret, von der er nicht die Absicht hat, sich zu trennen. Auch ihr Wunsch, sich als eigenständige Künstlerin zu etablieren, leidet unter der Beziehung zu Rodin. Immer wieder wird ihr nachgesagt, sie kopiere den Meister. Das alles treibt Camille Claudel zum Bruch mit ihrem Geliebten. Es folgt eine künstlerisch produktive Phase, die aber geprägt ist von Geldsorgen und dem Kampf, als Frau im etablierten Kunstbetrieb bestehen zu können. Besonders der fortwährende Verweis der Kunstkritik auf Rodin als Lehrer, Mentor und prägender Einfluss machen Camille Claudel zu schaffen und verhindern einen vorurteilsfreien Blick auf die Genialität ihrer Bildhauerei. Kompromisslos und voll Schöpferkraft bricht sie gesellschaftliche Tabus, etwa wenn sie sich gegen den antiquierten Geschmack von Ausstellungsbesuchern und Behörden zur Wehr setzt, die die Nacktheit ihrer Figuren als anstößig geißeln und ihr die Befähigung, Kunst zu schaffen, absprechen. Eine außergewöhnliche Beziehung verbindet sie mit dem Komponisten Claude Debussy, deren besonderer Charakter bis heute nicht geklärt ist: War es eine rein platonische Freundschaft oder mehr? Wachsende Armut, der verzweifelte Kampf um Anerkennung und ein zunehmend zurückgezogenes Leben führen zur Vereinsamung und Nervenzerrüttung Camilles. Ihre künstlerischen und persönlichen Abgrenzungsversuche zu Rodin und ihr Kampf mit der öffentlichen Meinung werden zunehmend radikaler. Sie steigert sich in einen Verfolgungswahn hinein und ihr Hang zur Destruktivität kulminiert in der Zerstörung ihrer eigenen Werke.

Der Abend »Freiheit ist ein anderer Ort« lässt die ganze Tragik dieser Frau, die ihrer Zeit zu weit voraus war, nachempfinden. Er zeigt ihr Leben in seiner ganzen Ambivalenz – in der Einheit von kompromissloser Kreativität und radikaler Destruktivität, großer Leidenschaft und tiefer Depression.  Er würdigt Camille Claudel als eine Frau der Extreme, deren Absolutheit der kreative Nährboden für ihre unvergleichlichen Kunstwerke war.

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