Der Verband der Ersatzkassen als federführender Verband im Bereich des Funktionstrainings und Rehabilitationssports hat auf Nachfrage der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V. mitgeteilt, dass das bis zum 31. März 2024 bewilligte Online-Training vorerst bis zum 31. Dezember 2024 fortgeführt werden kann.

Die DMSG erhielt im Anschluss an die Pandemie bedingte Ausnahmeregelung für die Durchführung von Online-Funktionstraining die Erlaubnis der gesetzlichen Krankenkassen, die bestehenden acht Online-Gruppen mit bis zu 15 Teilnehmern weiterführen zu können. Diese Regelung war seit der Pandemie immer zeitlich begrenzt und wurde auch nunmehr zeitlich begrenzt verlängert.

Dieser Verlängerung haben die Allgemeinen Ortskrankenkassen nicht mehr zugestimmt, so dass die Regelung zum 31. März ausgelaufen ist. Viele Fragen bleiben jedoch derzeit noch ungeklärt. Unklar bleibt zum Beispiel, welche Angebote Menschen mit Multipler Sklerose in Anspruch nehmen können, die bereits eine Genehmigung durch eine AOK erhalten haben. Die DMSG möchte den AOK-Versicherten das Online-Training weiter ermöglichen und wird das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. 

Eine Teilnehmerin des Online-Trainings, Natascha Orthen, berichtet von ihren Erfahrungen:

„Ich freue mich sehr, sehr doll, dass es weitergeht. Ich möchte gerne einen Einblick in mein (Sport-)Leben geben. Das Online-Training ist für mich eine tolle Alternative, um weiterhin sportlich aktiv zu sein. Das hat mehrere Gründe:

– Der Weg zum Fitnessstudio oder -Kurs plus Training plus Rückweg sind für mich körperlich und kognitiv nicht mehr machbar.

– Zudem arbeite ich 35 Stunden in der Woche. Durch das Online-Angebot habe ich einen geringeren Zeit- und körperlichen Aufwand, sodass ich arbeiten UND Sport schaffe.

 – Der Kurs mit einem MS-angepassten Programm ist super. Ich werde kognitiv beansprucht und es gibt Kraft-, Koordinations- und Ausdauer-Übungen. Das ist genau das, was Wissenschaftler und Ärzte aktuell bei MS empfehlen.

 – Die Übungen können im Stehen, Sitzen und Liegen durchgeführt werden, sodass ich auch bei schlechterer Tagesform gerne teilnehme.

 – Der Sport mit Gleichgesinnten ist so schön. Ich muss nicht immer darüber nachdenken, wie wenig ich im Vergleich zu den anderen gesunden Menschen noch kann.

 – Ein Austausch vor Beginn des Kurses mit den anderen Teilnehmern gehört einfach dazu.“

Natascha Orthen kann nun weiter vom Online-Funktionstraining profitieren. Warum die Allgemeinen Ortskrankenkassen der Verlängerung nicht zugestimmt haben, ging aus der Mittelung nicht hervor. 

Die DMSG hat bereits während der Pandemie Teilnehmer zu ihrer Einstellung zu Online- oder Training in Anwesenheit befragt und differenzierte Antworten erhalten. Es gibt Teilnehmer wie Natascha Orten, für die das Online-Training die Möglichkeit darstellt, trotz ihrer Beanspruchung im Arbeitsleben auch an einem Training teilzunehmen. Andere gaben an, dass es in ihrer Nähe kein entsprechendes Traininingsangebot gibt.  

Mit der MSFiT-Studie evaluiert die Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg aktuell im Auftrag der DMSG bestehende Online- und Funktionstraininggruppen in Präsenz. Die Ergebnisse werden baldmöglichst veröffentlicht. Bisherige Studien zum DMSG-Funktionstraining zeigen Machbarkeit und subjektive Verbesserungen im Alltag sowohl bei Präsenz- als auch bei Online-Gruppen (Woschek et al., 2022; Morvilius et al., 2022).

Was ist Funktionstraining?

Mit dem Funktionstraining können MS-Erkrankte regelmäßig im Rahmen der medizinischen Rehabilitation gemeinsam, d.h. in einer Gruppe, trainieren. Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) umfasst das Funktionstraining bewegungstherapeutische Übungen, die in der Gruppe unter fachkundiger Leitung (beispielsweise durch einen Physiotherapeuten) in regelmäßigen Trainingsstunden geübt werden. Funktionstraining ist von den Rehabilitationsträgern als ergänzende Leistung anerkannt und wird vom Arzt verordnet.

Online-Trainieren – ist das möglich?

Digitales oder online Training ist kein Ersatz für den Präsenzkurs, sondern eine Alternative – nicht trainieren ist nach DMSG-Meinung keine Alternative. Auch wenn die technische Umsetzung, das Verwenden einer Videokamera und das „Vor-dem-Bildschirm-Trainieren“ für den einen oder anderen auch nach der Pandemie noch ungewohnt sein kann, ist die Resonanz bei denen, die bereits online trainieren rundum positiv. „Die regelmäßigen Teilnehmer des Tele-Funktionstrainings bekräftigen, dass ihnen das Training gut tut und sie ebenfalls anfänglich Bedenken hatten, jetzt aber froh sind über die Möglichkeit“, betont Dr. Stephanie Woschek, Leiterin des DMSG-Funktionstrainings.

Hinweise:

Allgemeine Informationen zum DMSG-Funktionstraining: https://www.dmsg.de/funktionstraining

Zur MSFiT-Studie: https://www.dmsg.de/news/detailansicht/msfit-start-der-neuen-studie-zum-dmsg-funktionstraining

Über den Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.

Hintergrund:
Der DMSG-Bundesverband e.V., 1952/1953 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, vertritt die Belange Multiple Sklerose Erkrankter und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge.

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft mit Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit mehr als 750 örtlichen Kontaktgruppen ist eine starke Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen, 4.186 engagierten ehrenamtlichen Helfern und 251 hauptberuflichen Mitarbeitern. Insgesamt hat die DMSG rund 42.000 Mitglieder.

Mit ihren umfangreichen Dienstleistungen und Angeboten ist sie heute Selbsthilfe- und Fachverband zugleich, aber auch die Interessenvertretung MS-Erkrankter in Deutschland. Schirmherr des DMSG-Bundesverbandes ist Christian Wulff, Bundespräsident a.D.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark), die zu Störungen der Bewegungen, der Sinnesempfindungen und auch zur Beeinträchtigung von Sinnesorganen führt. In Deutschland leiden nach Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 240.000 Menschen an MS. Trotz intensiver Forschungen ist die Ursache der Krankheit nicht genau bekannt.

MS ist keine Erbkrankheit, allerdings spielt offenbar eine genetische Veranlagung eine Rolle. Zudem wird angenommen, dass Infekte in Kindheit und früher Jugend für die spätere Krankheitsentwicklung bedeutsam sind. Welche anderen Faktoren zum Auftreten der MS beitragen, ist ungewiss. Die Krankheit kann jedoch heute im Frühstadium günstig beeinflusst werden. Deutschlandweit sind schätzungsweise 280.000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt, weltweit etwa 2,8 Mio. Menschen.

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Referat-BS
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