Die Geheimpolizei „National Security Committee“ (NSC) habe ihn laut der norwegischen Menschenrechtsorganisation Forum 18 im November 2024 verhaftet. Die Beamten hätten ihn während des Verhörs gefoltert, aber seine Beschwerde beim Nationalen Zentrum zur Verhütung von Folter sei eingestellt worden. Um ihn unter Druck zu setzen und ihn dazu zu bringen, Pastor Shreider zu belasten, sollen die Beamten auch das Kirchenmitglied Igor Tsoy mit einem Elektroschocker gefoltert haben. Igor Tsoy habe sich jedoch geweigert. Auf Betreiben der Geheimpolizei NSC erklärte ein Gericht die Glaubensgemeinschaft für „extremistisch“. Bei einer Verurteilung wegen „Aufstachelung zu rassischer, ethnischer, nationaler, religiöser oder regionaler Feindschaft“, wenn diese „von einer Gruppe von Personen begangen wurde“, drohe dem 65-Jährigen eine Haftstrafe von fünf bis sieben Jahren.

Pastor Shreider bestreitet vor Gericht alle Vorwürfe. „Es gibt in der Anklageschrift keinen einzigen Hinweis auf die Personen, mit denen Shreider die genannten Straftaten begangen haben soll, und auch keine Hinweise auf konkrete Namen“, sagte sein Anwalt Akmat Alagushev gegenüber Forum 18. „Es gibt auch keine konkreten Beweise für illegale Handlungen, die Shreider in den Medien, im Internet oder in der Öffentlichkeit oder auf andere Weise begangen haben soll.“

Gefoltert durch die Geheimpolizei?

NSC-Geheimpolizisten hätten Pastor Shreider und das ebenfalls inhaftierte Kirchenmitglied Igor Tsoy während der Verhöre gefoltert. „Fünf Beamte versetzten mir Schläge auf den Kopf und die Brust und traten mir von hinten gegen die Wirbelsäule“, schrieb Pastor Shreider in einer Beschwerde vom November 2024 an das „Nationale Zentrum zur Verhütung von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe“ in Bischkek. Die Beamten „schlugen mich mit einem Eisenrohr, um mich zu zwingen, zu gestehen, dass ich Verbrechen begangen habe“.

Beamte des Nationalen Zentrums teilten der Tochter von Pastor Shreider, Vera Shreider, im Januar mit, dass sie „die Beschwerde an die Staatsanwaltschaft der Stadt Bischkek weitergeleitet und die Antwort erhalten hätten, dass die Behauptungen Shreiders [über die Folter] nicht bestätigt werden könnten“.

Der Beamte des Innenministeriums Azim Kurmanbekov, der an der Verhaftung von Pastor Shreider beteiligt war, sagte gegenüber Forum 18, er habe „keine Kenntnis“ von der Folterung der beiden Männer.

Siymyk Bolotov, Ermittler der Abteilung der NSC-Geheimpolizei in Bischkek, bestritt vehement, dass er oder andere Beamte Pastor Shreider und Kirchenmitglied Tsoy während der Ermittlungen gefoltert hätten.

Reformadventisten

Am 28. Juli 1914 brach in Europa ein Krieg aus, der alle bisherigen Dimensionen in den Schatten stellte. Viele Adventisten sahen in diesem „Großen Krieg“ ein Zeichen des Weltendes. Während bis dahin nicht wenige Adventisten den Dienst beim Militär am Sabbat verweigert und dafür teilweise drastische Strafen in Kauf genommen hatten, wurde jetzt von manchen die Meinung vertreten, zur Vorbereitung auf die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Jesu gehöre es, nicht nur den Dienst am Sabbat (Samstag) zu verweigern, sondern auch den Gebrauch der Waffe beim Militär abzulehnen.

Doch aus Sorge um ein staatliches Verbot der Freikirche sandte die deutsche Leitung der  Siebenten-Tags-Adventisten am 2. August 1914 – kurz nach der allgemeinen Mobilmachung – ein Rundschreiben an ihre Gemeinden in Deutschland, in dem sie empfahl: „Soweit wir im Heer stehen oder ins Heer eintreten müssen, [sollten wir] unsere militärischen Pflichten freudig und von Herzen erfüllen […] Aus Josua 6 ersehen wir, dass die Kinder Gottes von den Kriegswaffen Gebrauch gemacht und auch am Sabbat den Kriegsdienst versehen haben.“

Dieses Schreiben und weitere Veröffentlichungen riefen in den Gemeinden einen vielschichtigen Protest hervor, der zu Spannungen und zu Spaltung führte. Daraus entwickelte sich ab 1915 eine eigene Konfession, die sich als „Reformationsbewegung“ bezeichnete und der Muttergemeinde „babylonischen Abfall“ vom wahren Adventglauben vorwarf.

Obwohl das Rundschreiben vom 2. August 1914 von der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) mit Sitz in den USA kritisiert und mit ähnlichen Verlautbarungen von der deutschen Leitung bereits 1920 und nochmals 1923 mit „Bedauern“ als „fehlerhaft“ zurückgezogen wurde, kam es nicht zu einer Versöhnung. So blieb bis heute die weltweite Spaltung, trotz eines Schuldbekenntnisses der Freikirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland von 2014, bestehen.

Die Reformationsbewegung erlebte 1951 ebenfalls eine weltweite Spaltung. Seitdem gibt es die „Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (STAR) mit ihrer Generalkonferenz in Roanoke, Virginia/USA. Zu ihr gehören rund 45.000 Mitglieder in über 130 Ländern. Die „Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (IMG) hat ihre Weltkirchenleitung in Cedartown, Georgia/USA. Sie umfasst nach eigenen Angaben rund 38.000 Mitglieder in 142 Ländern. In Deutschland hat die STAR etwa 200 Mitglieder in sechs örtlichen Kirchengemeinden und die IMG circa 350 Mitglieder in 16 Gemeinden. In der Schweiz unterhalten beide Reformgruppen keine Gemeinden. In Österreich gehören zu jeder Gruppe drei Gemeinden mit insgesamt 60 Mitgliedern. Sowohl die STAR wie auch die IMG betrachte sich jeweils als die einzige wahre und legitime Reformationsbewegung unter den Adventisten.

Zum Vergleich: Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören in Deutschland 34.500 Mitglieder mit 537 Kirchengemeinden. Weltweit zählt die Freikirche 22,8 Millionen Mitglieder in 212 Ländern und Regionen.

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