Aktuell wächst die Weltwirtschaft sehr kräftig. Dies wird sich auch im kommenden Jahr fortsetzen, erwartet werden zwischen vier und viereinhalb Prozent Wachstum. Europa steht zwar vor einem schwachen Winterhalbjahr. Zur Jahresmitte aber wird die Konjunktur voraussichtlich auch hier wieder an Fahrt aufnehmen. Die Erholung spricht zunächst für weiter höhere Inflationsraten, ebenso wie die Tatsache, dass die Regierungen mit Milliardenhilfspaketen die Nachfrage weiter anfeuern.
Zuletzt war auf beiden Seiten des Atlantiks ein deutlicher Anstieg der Inflationsdaten zu verzeichnen: In der Eurozone stieg die Teuerungsrate im November auf fast fünf Prozent und auf 6,8 Prozent in den USA. Inflationstreiber waren die Energiepreise, Basiseffekte sowie Angebotsengpässe im Gefolge der Unterbrechung von Lieferketten. So kletterten beispielsweise in den USA die Preise von Gebrauchtwagen knappheitsbedingt um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Für 2022 rechnen wir allerdings mit rückläufigen Raten “, sagt Gerlinger. Gründe dafür sind, dass die Lieferketten wieder besser funktionieren dürften, der Ölpreis sich normalisiert und Basiseffekte: In Ländern wie Deutschland fällt die 2021 wieder angehobene Mehrwertsteuer aus der Inflationsberechnung heraus.
Eine dauerhaft höhere Inflationsrate würde nur im Falle einer Lohn-Preis-Spirale drohen. Davon aber ist zumindest in Europa nichts zu sehen, die Lohnsteigerungen fielen zuletzt gemäßigt aus. Etwas anders ist die Situation in den USA, wo bereits höhere Löhne bezahlt werden. Um die Preisentwicklung zu dämpfen, wird die US-Notenbank ihr Anleihekaufprogramm beschleunigt zurückfahren und möglicherweise bereits im ersten Halbjahr 2022 mit Leitzinsanhebungen beginnen. In der Euro-Zone dagegen ist zunächst mit einem dauerhaft niedrigen Zinsniveau zu rechnen.
Fazit: „Nächstes Jahr wird ein Rückgang der Inflation einsetzen, der sich aber erst in der zweiten Jahreshälfte beschleunigen dürfte“, so Gerlinger. In den USA wird gegen Ende 2022 mit knapp drei Prozent gerechnet, in Europa mit rund zwei Prozent. Mittel- und auch längerfristig allerdings dürften sich die Raten auf einem Niveau einpendeln, das über dem Vor-Coronakrisen-Niveau liegt. Das bedeutet drei bis vier Prozent für die USA und zwei bis drei Prozent für Europa. „Langfristig preistreibend wirken höhere Lohnabschlüsse – auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Außerdem eine fortschreitende De-Globalisierung sowie die anfallenden Kosten für den Klimaschutz“, erklärt Gerlinger.
In diesem Umfeld bleiben festverzinsliche Papiere eher unattraktiv. Sowohl in den USA wie auch in der Euro-Zone sorgen die Notenbanken für relativ niedrige Renditen bei gleichzeitig erhöhter Inflation. Gold gilt zwar als guter Inflationsschutz. „Doch bleiben hier altbekannte Marktmechanismen weiter außer Kraft gesetzt“, so Gerlinger. Höhere Inflationsraten und -erwartungen sowie negative Realrenditen konnten den Goldpreis zuletzt nicht nachhaltig nach oben treiben. Aktuell stellt Gold lediglich ein Diversifikationsasset dar.
Investment der Wahl bleiben damit Aktien. „US-Titel sind zwar nach wie vor hoch bewertet, wir erachten sie dennoch für weiter attraktiv, nicht zuletzt vor dem Hintergrund anhaltend starker Unternehmensdaten und einem hohem Gewinnwachstum“, sagt Gerlinger. Zudem unterstützen anhaltende Aktienrückkäufe. Die derzeit günstiger bewerteten Aktienmärkte Europas sind stark zyklisch aufgestellt und dürften dann auch von der anstehenden Konjunkturerholung deutlich profitieren.
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