Verständlich ist der Ruf nach einem höheren Ausbaugrad der B8, wenn man dieser Straße öfters zwischen Hennef und Altenkirchen bzw. im weiteren Verlauf durch den Westerwald folgt. Aber ist für einen besseren Ausbaugrad direkt eine so massive Naturzerstörung notwendig, wie sie mit einem Straßenneubau über bislang unzerstörte Natur- und Landwirtschaftsflächen erfolgt?

Die Naturschutzinitiative e.V. (NI), die an dem Informationstermin mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) vom Februar diesen Jahres teilgenommen hatte, hat der Straßenbauverwaltung mittlerweile ihre ablehnende Haltung zugeleitet.

Für den Umweltverband Naturschutzinitiative e.V. (NI) stellte ihr Naturschutzreferent, Dipl. Biologe Immo Vollmer klar, dass die abzusehenden Umweltzerstörungen in keinem Verhältnis zu dem geplanten Nutzen stehen.

Biologe Immo Vollmer, der die betroffenen Flächen gut kennt, fasst die wesentlich zu erwartenden negativen Auswirkungen wie folgt zusammen:

Bei beiden vorgestellten Varianten um Kircheib ist mit der Zerstörung oder wesentlichen Verschlechterung von sehr wertvollen Biotopen zu rechnen, die auch Schutzgut der europäischen FFH-Richtlinie sind, für welche das Gebiet der „Leuscheid“ und das alte Naturschutzgebiet „Kircheib“ gemeldet wurden. Von der Vernichtung bedroht ist ein kleines Flachmoor nahe der B8 westl. Kircheib und eine an Orchideen reiche Feuchtwiese östlich des Friedhofs Kircheib.

Wesentlich verschlechtern würde sich ein naturnaher Weiher westlich Kircheib und die im Umfeld stehenden Birken-Eichenwälder auf Feuchtstandort. Schäden auf das angrenzende FFH-Gebiet halten beide Verbände für nicht ausgleichbar.

Möglicherweise bestehen in dem von der Planung angeschnittenen Wäldchen westlich Kircheib auch Relikte mit kulturhistorischer Bedeutung, wofür hier Reste von alten Wällen sprechen, so die Naturschutzverbände.

Sowohl um Kircheib als auch um Weyerbusch findet sich ein hoher Anteil an blütenreichen Magerwiesen, die durch erheblichen Flächenverlust und Zerschneidung von ökologischen Funktionsbeziehungen stark an Wert verlieren werden. Notwendige Mindestgrößen und der Zusammenhang von Habitaten zahlreicher Tierarten würden nicht mehr gegeben sein. Der freie Grünlandbereich zwischen Ort und Wald ist besonders um Kircheib zu klein, um hier noch ökologisch verträglich Straßen aufzunehmen. Dieses gilt prinzipiell auch für die Planungen um Weyerbusch, wo zudem noch kleinere Feuchtwälder betroffen sind.

Insgesamt ist eine strukturreiche Kulturlandschaft mit Grünlandschwerpunkt betroffen, die eine besondere Eignung für den Rotmilan hat. Dieser kommt um Weyerbusch und Kircheib noch in relativ hoher Dichte vor, wobei das Risiko einer Verschlechterung dieser Teilpopulation gesehen wird.

„Die größeren Grünlandflächen, besonders südlich Kircheib, haben zudem eine große Bedeutung für Rastvögel. Auch für die sehr bedrohte Artengruppe der auf landwirtschaftlichen Extensivflächen brütenden Vögel gibt es hier noch Raum“, erklärte Harry Sigg, stellvertretender Vorsitzender des NABU Altenkirchen.

Darüber hinaus fragen sich die Naturschutzverbände nach dem Gewinn für die hier lebenden Menschen und verweisen auf die Gefahr aussterbender Dörfer, zumindest für hier ansässige Betriebe.

Aktuell ist es schön, sich in Kircheib oder Weyerbusch noch mal an den an der Strecke liegenden Geschäften und Wirtschaften verpflegen zu können bzw. Einkäufe zeitgünstig auf der Fahrt zu erledigen. Erfahrungen aus vielen verkehrsberuhigten Dörfern im Westerwald zeigen meist ein gravierendes bis teils auch vollständiges Wegbrechen der Geschäfte. Dagegen ärgern sich dann die Menschen über Lärm und zerstörte Landschaft, die sich am Ortsrand ein neues Zuhause errichtet haben.

Nicht die 1400 m lange Durchfahrt durch ein Dorf wie Kircheib bei Tempo 50 dürften auf der Fahrt verzögernd zu Buche schlagen, sondern dass es auf der davorliegenden geraden Strecke zwischen Landesgrenze und Kircheib aufgrund des Gegenverkehrs keine Überholmöglichkeit gibt. Östlich Kircheib besteht aber bereits ein dreispuriger Ausbau, der aktuell auch in der Mehrbachquerung vor Weyerbusch erweitert wird.

Eine Vergrößerung der Straßenbreite frisst zwar auch Natur und Landschaft, steht in seinen schädlichen Auswirkungen in der Regel aber klar gegen einen Straßenneubau zurück.

„Daher kündigen wir unseren Widerstand gegen das überdimensionierte Bauvorhaben an. Denn wer Straßen säht, wird noch mehr Verkehr ernten. Gerade zum Schutz der Biologischen Vielfalt, des Klimas und der Lebensräume für viele gefährdete Arten darf es keinen weiteren Straßenausbau geben, zumal dies in dieser Form nicht notwendig ist“, betonte Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI.

Über Naturschutzinitiative e.V. (NI)

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Unsere Arbeit wird bundesweit von mehr als 50 Länder- und Fachbeiräten ehrenamtlich unterstützt. Wir finanzieren uns ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden von Privatpersonen und Stiftungen, die unsere Ziele unterstützen.
Wir freuen uns über weitere Mitglieder und Förderer, die unsere Arbeit unterstützen möchten und denen es wie uns eine Herzensangelegenheit ist, sich für den Natur- und Artenschutz einzusetzen.

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