Das Jahr 2020 war auch für das Goethe-Institut geprägt von der Corona-Pandemie. In den Kulturprogrammen hat die deutsche Mittlerorganisation reichweitenstarke digitale und hybride Formate entwickelt. Innovationen gab es auch in der Spracharbeit: Weltweit wurden die Online-Sprachkurse deutlich intensiviert, im November 2020 wurde das Goethe-Institut dafür als bestes digitales Sprachlehrinstitut ausgezeichnet. Dennoch sind durch die weltweiten Einschränkungen Einnahmen weggebrochen. Besonders hart getroffen wurden die Goethe-Institute in Deutschland, die auf Kursteilnehmer*innen aus dem Ausland angewiesen sind. Durch Überbrückungshilfen der Regierung und eine kontinuierliche Neuausrichtung konnten die Folgen jedoch abgemildert werden. Die neue Präsidentin Carola Lentz, Generalsekretär Johannes Ebert und der Kaufmännische Direktor Rainer Pollack blicken daher trotz allem optimistisch in die Zukunft.

Die Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz betonte, das Institut sei bisher relativ glimpflich durch die Krise gekommen. Dies sei auch auf die konsequente Digitalisierungsstrategie der vergangenen Jahre zurückzuführen: „Ich erlebe das Goethe-Institut als lebendig und innovativ: Im Bereich der Sprachkurse, des Jugendaustausches und der kulturellen Koproduktionen sind schon vielfältige neue Ansätze erprobt worden. Damit kann die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik grundlegend weiterentwickelt werden – etwa in Hinblick auf Nachhaltigkeit und transnationale Teilhabe.“ Künstlerische und zivilgesellschaftliche Partner in aller Welt, die von der Pandemie besonders hart getroffen wurden, gelte es weiter zu unterstützen: „Wir brauchen starke Partner im Ausland. Gerade in Krisenzeiten ist eine diverse Kulturlandschaft wichtig: Ästhetische Formate erlauben ein spielerisches Überschreiten des Gegebenen und eröffnen Möglichkeitsräume. Von Lösungsansätzen in anderen Ländern kann auch die deutsche Gesellschaft profitieren. Solche Ansätze hier sichtbar und bekannter zu machen, ist für mich ebenfalls eine zentrale Aufgabe des Goethe-Instituts.“ Carola Lentz warb zudem für eine entschiedene Aufarbeitung der Institutsgeschichte. „Wie viele andere Organisationen auch ist das Goethe-Institut stark auf Gegenwart und Zukunft fokussiert. Wenn man in die Zukunft wirken möchte, sollte man aber auch die Vergangenheit kennen.“ Dazu arbeite sie derzeit zusammen mit einer weiteren Wissenschaftlerin an einem Buch, das 2021 erscheinen werde: Wie ist das Institut in der Vergangenheit mit weltpolitischen Krisen und Veränderungen umgegangen, wie mit seiner eigenen Geschichte? „Damit möchte ich Transparenz, Orientierung und Reflexion ermöglichen“, so Lentz.

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert sagte: „Wir sind sehr zufrieden mit den digitalen Formaten, die wir in diesem Jahr in kürzester Zeit realisieren konnten, etwa mit der Livestreaming-Plattform ,kulturama‘ oder den ,Danachgedanken‘, die ein intellektuelles Archiv der Corona-Pandemie geworden sind. Im kommenden Jahr werden wir teilweise auch das Kultursymposium Weimar digitalisieren, das vom 16. bis 17. Juni 2021 das Thema ,Generationen‘ aus internationalen Perspektiven beleuchtet.“ Mit Blick auf die finanzielle Situation führte Ebert aus: „Wir sind sehr dankbar, dass die Bundesregierung uns im Frühjahr so schnell und unkompliziert mit einem Rettungsschirm zur Seite gesprungen ist, um unsere weltweiten Umsatzeinbußen abzufedern. Ebenso froh sind wir, dass wir wirtschaftlich deutlich besser dastehen als zunächst prognostiziert. Zwar verzeichnen wir insgesamt einen Rückgang der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer von rund 20 Prozent auf 219.000. Da wir die Nachfrage nach unseren digitalen Kursen um 460 Prozent auf 62.000 gesteigert haben, konnten wir den Rückgang etwas abfedern. Ich freue mich besonders, dass wir im November von der ,WirtschaftsWoche‘ als bester digitaler Bildungsanbieter im Bereich Sprachlehrinstitute in Deutschland ausgezeichnet wurden. Das ist ein Erfolg der strategischen Innovationen und Investitionen der zurückliegenden Jahre. Schließlich danke ich dem Deutschen Bundestag und dem Auswärtigen Amt für das große Vertrauen, das sie in unsere Arbeit auch für 2021 legen: Sie haben die Personalstruktur des Goethe-Instituts durch neue Stellen gestärkt. Die Erhöhung der institutionellen Förderung um 3,5 Millionen Euro wird es uns zudem erlauben, die Stellung der deutschen Sprache im Ausland noch mehr zu stärken und durch weitere konsequente Digitalisierung breit in die Fläche zu wirken.“

Der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack sagte: „Die Pandemie hat die Goethe-Institute in Deutschland besonders hart getroffen, die auf Kursteilnehmer aus dem Ausland angewiesen sind und sich zudem in einer wirtschaftlichen Konsolidierungsphase befanden. Weltweit rechnen wir derzeit mit einem Defizit im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, das durch den Rettungsschirm des Auswärtigen Amts abgefedert wird und zu etwa gleichen Teilen auf das Ausland wie Inland entfällt.“ Johannes Ebert betonte, die inhaltliche Neuausrichtung der Goethe-Institute in Deutschland zeige erste Erfolge: „Es freut uns, dass die Einrichtung von Zentren für internationale kulturelle Bildung an Goethe-Instituten in Deutschland Teil des Maßnahmenkatalogs ist, den der Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus erarbeitet hat. Hier wird das Goethe-Institut auch seine durch die Auslandsarbeit gewonnene Expertise einbringen, um Vielfalt und Offenheit zu stärken.“

Ebert sprach weiter über die Arbeit des Goethe-Instituts im Bereich der Museumskooperationen: „Wir sind überzeugt, dass noch engere internationale Kooperationen zwischen Museen neue museale Praktiken begründen werden, die nicht nur den Institutionen des sogenannten Globalen Südens zugutekommen, sondern auch der Museumsarbeit in Deutschland und Europa neue Impulse verleihen. Viele gemeinsame Initiativen im Ausland ergeben sich aus nachhaltigen Partnerschaften vor Ort und langjährigen Kooperationen.“ Eine Konferenz in Rio de Janeiro in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt und mehreren Museen befasse sich im kommenden Jahr etwa mit den Folgen des Brands des brasilianischen Nationalmuseums vor zwei Jahren. Das Ausstellungsprojekt „Collecting Entanglements and Embodied Histories“ widmet sich in Thailand, Indonesien, Singapur und Deutschland der Rolle der Museen für die Erinnerungskultur. Unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes werden unter dem Titel „Invisible Inventories“ in Nairobi, Köln und Frankfurt am Main kenianische Kulturgüter erstmals aus Archiven „gehoben“ und mit Objektbiografien versehen. Dazu berichtete Anisha Soff vom Goethe-Institut in Nairobi.

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