Auch wenn keine Besucher durch den Zoo Basel flanieren, für die Tiere ändert sich nicht viel. Auch während der Schliessungszeit sorgen die Tierpfleger für ihr Wohl und das Leben nimmt seinen Lauf.

Um einen kleinen Einblick in das Leben im Zoo zu gewähren, berichten wir weiterhin aus dem tierischen Zooalltag.

Eine aussergewöhnliche Geschichte gibt es vom Lyrakaiserfische zu erzählen:

Plötzlich gestreift – Lyrakaiserfisch wechselt das Geschlecht

Im Vivarium des Zoo Basel schwammen im Schaubecken 21 16 Jahre lang zwei weibliche Zebra-Lyrakaiserfische. Das änderte sich letzten Sommer überraschend: Über einige Wochen hinweg verfärbte sich eines der Weibchen und zeigte sich ab August im prächtigen Streifenkleid. Damit ist es zu einem Männchen geworden.

Verräterische Färbung

Die zwei weiblichen Zebra-Lyrakaiserfische (Genicanthus melanospilos) lebten seit April 2004 im Vivarium. Wie sich das für weibliche Zebra-Lyrakaiserfische gehört, waren beide recht unauffällig hell gefärbt mit einem gelben Rücken und einer lang ausgezogenen und dunkel eingefassten Schwanzflosse. Ab August schwamm plötzlich ein Zebra-Lyrakaiserfisch durchs Becken, der durch seine attraktive Streifenzeichnung seinem Namen als Zebra-Lyrakaiserfisch alle Ehre macht. Da nur noch eines der beiden Weibchen im Becken schwamm, war klar, dass sich eines in ein Männchen umgewandelt hatte.

Die Zeichnung verrät bei den Lyrakaiserfischen ihr Geschlecht. Damit sind sie die einzige Gattung in der etwa 90 Arten umfassenden Familie der Kaiserfische, bei der sich die Geschlechter anhand der Färbung unterscheiden, wobei bei den meisten der zehn Arten das Männchen deutlich attraktiver gefärbt ist –- so eben auch beim Zebra-Lyrakaiserfisch.

Geschlechtswechsel bei Fischen: Gar nicht so ungewöhnlich

Dass Fische ihr Geschlecht wechseln ist gar nicht so ungewöhnlich. Es gibt etwa 500 Fischarten, bei denen sogenannte Zwitter oder Hermaphroditen bekannt sind. Nur ganz wenige davon wie die Schriftbarsche sind Männchen und Weibchen gleichzeitig, also Simultanhermaphroditen. Meist sind die Fische zeitlich nacheinander Männchen oder Weibchen. Man nennt dies auch «Konsekutivhermaphroditen». Bei den meisten Arten schlüpfen nur weibliche Tiere. Diese leben oft in Gruppen, von denen nur das grösste und stärkste Tier männlich ist und seinen Harem an mehreren Weibchen verteidigt – so auch beim Lyrakaiserfisch, wobei diese Arten oft auch nur paarweise oder mit sehr kleinen Weibchengruppen von maximal fünf Tieren vorkommen.

Stirbt das Männchen, so wandelt sich das grösste und stärkste Weibchen in ein Männchen um. Die Tiere sind also erst Weibchen und manche von ihnen werden dann männlich (sogenannte «protogyne Hermaphroditen»).

Im Gegensatz dazu sind bei «proterandrischen Hermaphroditen» alle Tiere erst männlich und nur die grössten und stärksten Männchen wandeln sich dann in Weibchen um. Das bekannteste Beispiel ist der Anemonenfisch, der durch «Nemo» bekannt wurde. Die Gene der Fische verändern sich bei der Geschlechtsumwandlung nicht – aber es werden andere Genbereiche abgelesen, die die Produktion von entsprechenden Geschlechtshormonen anregen.

Dass aus dem weiblichen ein männlicher Zebra-Lyrakaiserfisch wurde, ist also nicht wirklich erstaunlich – es entspricht der Biologie dieser Tiere. Erstaunlicher ist hingegen, dass es 16 Jahre dauerte bis dies passierte und ein Auslöser dafür – wie zum Beispiel der Tod eines männlichen Fisches in der Gruppe – fehlte oder zumindest nicht erkennbar war.

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