Der Förderturm des ehemaligen Erzbergwerks „Grube Georg“ in Willroth bei Horhausen soll nach dem Willen der Gemeinde nachts angestrahlt werden.

„Diese Planungen, den Turm in der Dämmerung bzw. Dunkelheit anzustrahlen, lehnen wir aus naturschutzfachlichen Gründen entschieden ab“, so Harry Neumann, Landesvorsitzender des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI).

Das Bauwerk ist auf einem der höchsten Punkte des Rheinwesterwaldes errichtet und deshalb sehr weit sichtbar. Das Industriedenkmal gilt auch als ein Wahrzeichen des Westerwaldes. Hier gehe es nicht um eine herkömmliche Werksbeleuchtung, sondern um eine auffällige Illumination durch LED-Strahler mit Event-Charakter, so der Umweltverband.

„Angesichts der Probleme mit der Energiewende, bei der jede Energieproduktion negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt hat, sollte gerade die öffentliche Hand Vorbildfunktion übernehmen und stattdessen Konzepte zur Energieeinsparung entwerfen. Auch der Eigenwert von Natur und Landschaft wird immer mehr einer technisierten Machbarkeit unterworfen und damit zu einem beliebigen Objekt“, so Harry Neumann.

„Der starke Lichteinsatz ist für nachtaktive Tiere, insbesondere für Nachtfalter, ziehende Vögel und Fledermäuse mit erheblichen Störungen verbunden“, erklärte Biologe Günter Hahn, Vorsitzender der NI-Kreisgruppe Neuwied.

„Bei Nachtfaltern beweist der Anflug an nächtlich beleuchteten Fenstern die ablenkende Wirkung des Lichtes. Entsprechend konnte die Wissenschaft auch nachweisen, dass die Bestäubungsleistung von nachtlebenden Insekten in einer künstlich beleuchteten Umgebung deutlich abnahm. Auch steigt das Risiko dieser als Fluginsekt oft kurzlebigen Tiere, dass diese von Feinden gesehen und gefressen werden oder dass sie keinen Partner finden. Damit trägt Lichtverschmutzung zum Insektensterben bei“, so Günter Hahn.

Lichtverschmutzung könne aber auch eine Störung des Tag-Nachtrhythmus oder jahreszeitlicher Rhythmen verursachen. Hiervon seien fast alle Organismen mehr oder weniger betroffen, also letztlich auch Menschen.

„Eine künstlich längere Lichtdauer kann so frühzeitig Balzgesänge und Revierverhalten von Vögeln auslösen. Die Paarungsbereitschaft tritt früher ein und kann zu erfolglosen Bruten in der nahrungsarmen Frühlingszeit führen“, so die NI.

„Wir bemängeln aber auch eine nicht hinnehmbare Außenwirkung auf das Landschaftserleben im Naturpark „Rhein-Westerwald“. Aufgrund der großen Sichtweite des Förderturms dürfte das Erlebnis von Sonnenunter- oder -aufgängen oder das eines abendlichen Sternenhimmels in einem weiten Umfeld von Westerwald und Voreifel beeinflusst sein“, betonte Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI.

„Leider nimmt der Anteil an extrem weit in die Landschaft einwirkenden Lichtquellen immer mehr zu. Weitere Beispiele im nahen Umfeld sind die Werbetürme an den Rastanlagen an den Autobahn 3-Anschlusstellen „Neuwied“ und „Ransbach-Baumbach“ oder der überdimensionierte „Werbefernseher“, der sich ebenfalls an der A3 nahe des Förderturms befindet“, so Immo Vollmer.

„Im Zeitalter des Artensterbens, der fortschreitenden Zerstörung von Lebensräumen und dem Klimawandel ist Energie einsparen das Gebot der Stunde und nicht die weitere Erhöhung des Energieverbrauchs. Schon gar nicht dürfen solche Maßnahmen mit Hilfe des Leader Programms auch noch aus Steuergeldern finanziert werden“, betonten Harry Neumann, Günter Hahn und Immo Vollmer.

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