In Ghana wächst der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen den geplanten Bau einer Bauxit-Mine in der artenreichen Atewa-Waldregion, deren Flüsse Millionen Menschen in Ghana mit bisher sauberem Trinkwasser versorgen. Der WWF kritisiert die Pläne Ghanas in einer für die Trinkwasserversorgung und die biologische Vielfalt Ghanas so unverzichtbaren Region als „Russisch Roulette mit voller Revolvertrommel“. Das weltweit begehrte Erz wird hauptsächlich zu Aluminium weiterverarbeitet. Die Naturschutzorganisation appelliert daher an Aluminium nutzende Unternehmen, öffentlich auf Distanz zum Minenprojekt zu gehen.

Eine Reihe zivilgesellschaftliche Gruppen rund um die „Concerned Citizens of Atewa Landscape“ (CCAL) kämpfen in Ghana gegen das umstrittene Minen-Projekt im Atewa-Waldgebiet. Sie kritisieren, dass der kurzfristige ökonomische Nutzen der Bauxit-Mine dort in keinem Verhältnis steht zu den erwartbaren langfristigen und dauerhaften Schäden für Menschen und Natur. In einem Schreiben an die CCAL teilen die drei Aluminium nutzenden Unternehmen BMW, Schüco International und Tetra-Pak die Kritik am Projekt. Der WWF hofft, dass sich weitere Unternehmen gegen das Minen-Projekt der ghanaischen Regierung aussprechen. Die ghanaische Regierung plant den Abbau im Atewa Waldgebiet, um mit den Erlösen Kredite für landesweite Infrastrukturmaßnahmen an eine chinesische Bank zurückzuzahlen.

Die Atewa Hügelregion im Südosten Ghanas umfasst 250 Quadratkilometer intakten Wald. Dort entspringen mit dem Birim, dem Densu und dem Avensu drei für die Trinkwasserversorgung Ghanas wichtige Flüsse. Sie versorgen rund 5 Millionen Menschen in Ghana mit Wasser. Anwohner:innen und Wissenschaftler:innen befürchten, dass die Qualität und Quantität des Trinkwassers erheblich unter dem Bauxitabbau leiden wird. Die betreffenden Bauxitvorkommen im nördlichen Teil des Waldgebiets liegen in über 750 Meter Höhe. Für den Bauxit-Abbau müsste der Berg wesentlich abgetragen werden. Hydrolog:innen rechnen damit, dass sich dadurch der gesamte Wasserhaushalt der Region verändert. Und der beim Abbau von Bauxit anfallende Rotschlamm ist ein extremes Risiko für Umwelt und Menschen. Immer wieder kommt es bei Bauxit-Minen zum Bruch von Dämmen in Rückhaltebecken für den giftigen Rotschlamm. Er enthält unter anderem ätzende Natronlauge sowie Quecksilber, Chrom und Arsen.

Für die Tagebau-Mine und damit verbundene neue Transportwege wird zudem großflächig artenreicher Waldlebensraum für immer zerstört. Dort leben weit mehr Arten als in anderen Wäldern Ghanas und Westafrikas. Das Atewa-Waldgebiet ist nach den Kriterien der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „Schlüsselgebiet der biologischen Vielfalt“ eingestuft. Es beheimatet über 100 auf der Roten Liste des IUCN als bedroht geführte Arten, darunter den Geoffroy-Stummelaffe (Colobus vellerosus), das Weißbauchschuppentier (Phataginus tricuspis) und die Weißnackenmangabe (Cercocebus lunulatus). Einige der im Atewa-Wald nachgewiesenen Arten kommen nur dort vor.

In Anbetracht des kürzlich von der Bundesregierung verabschiedeten Kompromisses für ein Lieferkettengesetz sagt Tobias Kind-Rieper, Experte für Bergbau beim WWF, an: „Das Beispiel Atewa zeigt, wie wichtig es ist, in globalen Lieferketten verpflichtend menschenrechtliche und ökologische Sorgfalt für Unternehmen gesetzlich zu verankern. Deutschland und Europa müssen den Anfang machen und mit eigenen Gesetzen den Weg ebenen hin zu weltweiten Regelungen. Nur so werden derartige Projekte auf Kosten von Mensch und Natur ein Ende haben.“

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