Die meisten Stiftungen sind gut durch die erste Welle der Corona-Pandemie gekommen. Das zeigt eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft sehen Stiftungen nach wie vor die anhaltend niedrigen Zinsen. Vor diesem Hintergrund fordern sie eine zügige Umsetzung der Stiftungsrechtsreform. 

Stiftungen haben die ersten Monate der Pandemie mehrheitlich gut überstanden und sich als Stabilitätsanker in der Krise erwiesen. Nur jede fünfte der befragten Stiftungen brauchte pandemiebedingt Unterstützung durch nichtstaatliche Akteure, staatliche Corona-Finanzhilfen haben sogar lediglich 2 Prozent beantragt. Aufhebung oder Auflösung waren für 90 Prozent noch kein Thema – auch nicht wegen der Corona-Krise.

Finanzielle Einbußen halten sich in Grenzen – Niedrigzinsen bleiben herausfordernd

Knapp 60 Prozent der befragten Stiftungen gaben an, dass sich ihre Spendeneinnahmen von März bis Oktober 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht verändert haben, bei 10 Prozent sind sie sogar gestiegen. Spendeneinbußen hatten nur 27 Prozent der Stiftungen zu verzeichnen. Auch die Fördermitteleinnahmen sind während der ersten Pandemiewelle bei fast zwei Dritteln der befragten Stiftungen gleichgeblieben. Rund 7 Prozent der Befragten wurden Fördermittel häufiger bewilligt, Kürzungen gab es nur bei 12 Prozent. Die Einnahmen aus der Vermögensverwaltung schätzten 55 Prozent der befragten Stiftungen so hoch wie im Vorjahreszeitraum ein.

Vor diesem Hintergrund plante zum Befragungszeitpunkt im Herbst 2020 die Hälfte der Stiftungen, ihre Ausgaben zur Zweckverwirklichung auch 2021 auf Vor-Corona-Niveau zu halten. Gleichzeitig sehen die Befragten anhaltend niedrige Zinsen als große Herausforderung der kommenden Monate und Jahre.

Einsatzbereit: Stiftungen helfen in der Pandemie  

Stiftungen erwiesen sich in der ersten Pandemiewelle als schnelle Helferinnen in der Not: 42 Prozent der befragten Stiftungen haben Dritte explizit aufgrund der Corona-Krise unterstützt. Fast ein Drittel hat anderen gemeinnützigen Organisationen geholfen, 18 Prozent haben in der Krisensituation einzelnen Personen unter die Arme gegriffen. Über drei Viertel der befragten Stiftungen gewährten Fördermittel zur Krisenbewältigung, ein knappes Viertel half mit Zeitspenden, etwa in Form von kollegialer Beratung. Sachmittel oder sonstige Hilfen stellte jeweils etwas mehr als ein Fünftel bereit. Unterstützung gab es vor allen in den Bereichen Gesellschaft mit 46 Prozent, gefolgt von Bildung mit 43 Prozent sowie Kunst und Kultur mit 31 Prozent. Knapp 30 Prozent sprangen im Themenfeld Gesundheit und Sport ein.

„Stiftungen scheinen – zumindest mit Blick auf die erste Pandemiewelle – robuster und krisenfester zu sein als Vereine und andere zivilgesellschaftliche Organisationen“, sagt Kirsten Hommelhoff, Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. „Das kann sich allerdings schnell ändern. In einer coronabedingten Rezession wird es immer schwerer, ausreichende Erträge zu erwirtschaften, zumal die Europäische Zentralbank die Zinsen wohl auf absehbare Zeit nicht erhöhen wird. Viele Stiftungen fordern daher die zügige Umsetzung einer praxisnahen Stiftungsrechtsreform und den Abbau bürokratischer Hindernisse. Das wäre eine besondere Form der Anerkennung durch die Politik.“

Eckdaten der Panelbefragung

  • Online-Befragung unter den 607 Teilnehmenden des Stiftungspanels
  • Erhebungszeitraum 7.- 28. Oktober 2020
  • Rücklaufquote 45,6 Prozent

Weitere Informationen

  • Alle Ergebnisse der Panelbefragung: hier 
  • Grafiken zur Panelbefragung: hier
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