in Bezug auf Wachstum und Impffortschritte lagen viele Schwellenländer im ersten Quartal 2021 deutlich hinter den entwickelten Volkswirtschaften. Während zum Beispiel die Vereinigten Staaten das Impftempo nochmals erhöhen konnten und die konjunkturelle Erholung rasch vorangeschritten ist, hinken viele Emerging Markets dieser Entwicklung weit hinterher. Entsprechend haben sich seit Jahresbeginn wirtschaftliche Indikatoren wie Einkaufsmanagerindizes stark gegensätzlich entwickelt. „Der diesbezügliche Abstand zwischen Schwellen- und Industrieländern wird sich aber wieder verringern. Vor allem auch, weil in den entwickelten Staaten durch die Impferfolge alles für eine baldige Herdenimmunität spricht. Von der anziehenden privaten und industriellen Nachfrage profitieren auch Schwellenländer, sowohl als Lieferanten von Produkten und Dienstleistungen als auch Rohstoffexporteure“, sagt Hugo Verdière, Senior-Portfoliomanager Fixed Income bei DPAM.  

Während die Kerninflation in den meisten Emerging Markets relativ niedrig ist, haben die Preise unter Berücksichtigung der jeweiligen Wirtschaftsleistung der einzelnen Schwellenländer im ersten Quartal im Schnitt auf 3,8 Prozent zugelegt. Vor allem Energie- und Nahrungsmittelpreise, die in den Inflationskörben der Schwellenländer traditionell eine höhere Gewichtung haben, waren hierbei die Haupttreiber. Da die niedrigsten Preisniveaus pandemiebedingt im Juni 2020 verzeichnet wurden, sollten Basiseffekte im kommenden Monat auslaufen. „Die Verbesserung struktureller Faktoren sollte in Kürze wieder dominanter werden, die in der Vergangenheit die Preise nach unten gedrückt haben, wie zum Beispiel die negative Produktionslücke, also der Abstand zwischen der tatsächlichen Wirtschaftsleistung und dem eigentlichen Produktionspotenzial“, sagt Hugo Verdière.

Hinsichtlich der Zentralbankpolitik ist die Situation von Land zu Land sehr unterschiedlich. Genauso wie die wirtschaftliche Robustheit, die Zusammensetzung der Verbraucherpreisindizes, das Pandemiemanagement sowie der Zustand der Währungen. Dementsprechend ergibt sich ein ganz unterschiedlicher Handlungsspielraum für die Notenbanken. Einige haben die Leitzinsen bereits erhöht, wie Brasilien oder Russland, andere haben weiter gelockert wie Rumänien oder Mexiko. Die große Masse der Emerging Markets-Notenbanken bleibt hingegen „on hold“ und hält sich mit Zinsschritten vorerst zurück, auch um das „zarte Pflänzchen“ der wirtschaftlichen Erholung nicht aufs Spiel zu setzen.

Aggressive Leitzinssenkungen haben im vergangenen Jahr viele Schwellenländerwährungen stark belastet. „Die Bodenbildung bei den Leitzinsen sollte unterstützend für die Währungen sein“, meint der DPAM-Portfoliomanager. „Wir sehen keine Anzeichen, dass übermäßige Inflationserwartungen die Notenbanken zum Handeln zwingen könnten. Sukzessive Zinserhöhungen sollten vereinzelten Währungen weiteren Auftrieb geben. Auch hier kann als Beispiel Brasilien genannt werden mit Realrenditen im extrem negativen Bereich. Einige Währungen profitieren auch von steigenden Rohstoffpreisen und der globalen wirtschaftlichen Erholung“.

In Lokalwährung bleiben die Bewertungen von Schwellenländer-Staatsanleihen attraktiv. Hierzu trägt die geringe Positionierung der Investoren in dieser Asset-Klasse bei. „Derzeit steckt zu viel Pessimismus in den Bewertungen“, konstatiert Hugo Verdière. Seit Jahresbeginn hat die Rendite im Segment Emerging Markets Debt stark angezogen, im Schnitt um gut 200 Basispunkte auf knapp unter 5 Prozent. Gleichzeitig gibt es bei den Spreads relativ wenig Bewegung, sie pendeln aktuell um die Marke von etwa 330 Basispunkten. Gleichzeitig bleiben die Realrenditen attraktiv, durchschnittlich stehen 1,4 Prozent zu Buche gegenüber zum Beispiel -0,91 Prozent bei 10-jährigen US-Treasuries. Der Währungsanteil am Anlageergebnis von Staatsanleihen der Schwellenländer sollte steigen, sobald die Zentralbanken ihre Geldpolitik wieder bzw. weiter normalisieren. Die Volatilität der Lokalwährungen ist zu ihrem Langfristtrend zurückgekehrt. Der DPAM-Experte sieht sogar noch etwas Spielraum für noch geringere Schwankungen. Obwohl Schwellenländerwährungen seit Jahresanfang deutlich an Boden gutgemacht haben, bleiben sie seiner Einschätzung nach weiterhin günstig.

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