Nach der heute veröffentlichten Erhebung des Bundeskriminalamtes waren im Jahr 2020 119.164 Frauen von Partnerschaftsgewalt betroffen. Für 132 Frauen endete dies tödlich. Damit ist die Gewalt an Frauen im Vergleich zum Vorjahr um 4,4% angestiegen.

„Seit Jahren sind die Zahlen der Partnerschaftsgewalt erschreckend hoch und einmal mehr zeigen sie, dass Häusliche Gewalt endlich ernst genommen werden muss. Hier sehe ich klar den Staat in der Verantwortung. Wir brauchen mehr gezielte staatliche Maßnahmen, allen voran die Koordinierung und Finanzierung von ausreichend Schutzeinrichtungen für Frauen“, fordert Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. „Der Staat darf sich hier nicht aus der Verantwortung ziehen. Er ist gemäß der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Mädchen verpflichtet und wir erwarten von der künftigen Bundesregierung, dass sie dieser Verpflichtung nachkommt“, fährt Christa Stolle fort.

Was hinter dem Anstieg steckt 

Die höhere Zahl der Betroffenen lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen. Die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie bedeuteten für Betroffene von häuslicher Gewalt, mit einem gewalttätigen Partner eingesperrt zu sein. Gewohnte Zufluchtsorte waren in vielen Fällen keine Option mehr. Stressfaktoren wie finanzielle Sorgen, Quarantäne und Kurzarbeit können ein Gewaltpotential auslösen oder steigern.

TERRE DES FEMMES fordert:

– den Ausbau der Frauenhausversorgung. In Deutschland fehlen nach Auflagen der Istanbul-Konvention mehr als 14.600 Frauenhausplätze. Um diese massive Lücke zu schließen, braucht es dringend die nötigen staatlichen Investitionen und eine Koordinierung des deutschlandweiten Ausbaus auch im ländlichen Raum.
–  einen Rechtsanspruch auf Hilfe bei Gewalt für jede Frau unabhängig von Wohnort, Herkunft, Aufenthaltstitel und Gesundheitszustand. Dies forderte TDF zuletzt in Korrespondenzen mit Verhandlungsführenden der Koalitionsverhandlungen.
Alle Ampel-Parteien versprachen im Vorfeld der Wahl die Umsetzung dieser Forderung. Die Umsetzung würde Frauen zum Beispiel erlauben, auf den Erhalt eines Frauenhausplatzes zu klagen.

Außerdem setzt sich TERRE DES FEMMES dafür ein, dass Femizide auch als solche anerkannt werden. Femizide, die im Zusammenhang mit einer Trennung stehen, werden häufig nicht als Mord, sondern als Totschlag verurteilt und folglich mit einer geringeren Strafe belegt. Strafverschärfung ist dringend nötig, damit Femizide angemessen belangt werden. Auch hierzu stehen wir in Kontakt mit den künftigen Regierungsparteien.  

– Wichtig ist zudem, dass es Betroffenen erleichtert wird, Anzeige zu erstatten. Hier ist unter anderem essenziell, dass BeamtInnen der Polizei und Justiz besser geschult werden und verbindliche Protokolle zum Umgang mit Betroffenen häuslicher Gewalt befolgen, um den angemessenen Schutz von und Umgang mit Betroffenen zu gewährleisten.
Jüngst wurde dies anhand des Falles in Sachsen-Anhalt noch einmal erschreckend deutlich, bei dem der Richter den angeklagten Ex-Profiboxer nicht wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilte, sondern eine Geldstrafe erließ – mit der Begründung, dass das Opfer "sich auch nicht mit Ruhm bekleckert hätte" und der Schlag – der zu einem dreifachen Kieferbruch bei der Exfreundin des Boxers führte – lediglich "anders" hätte ausgeführt werden müssen. TDF hat einen Brief ans das Justizministerium geschrieben und stand in Kontakt mit der Betroffenen.

Zeichen setzen zum Int. Tag "NEIN zu Gewalt an Frauen"

In zwei Tagen, am 25.11., ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. TDF wird mit einer Aktion unter dem Motto #bornequal am Brandenburger Tor ein starkes, medienwirksames Zeichen setzen – ein rosa Armbändchen auf der Geburtstation darf nicht für Millionen Frauen weltweit Gewalt, Bedrohung und Benachteiligung bedeuten!
Wann? Donnerstag, 25.11.2021, 11 Uhr
Wo? Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, Berlin
Was? Aktion "#Bornequal – damit ein rosa Bändchen nicht dein Leben bestimmt"

Über TERRE DES FEMMES e. V. – Menschenrechte für die Frau e. V.

TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die sich für ein selbstbestbestimmtes, gleichberechtigtes und freies Leben für Mädchen und Frauen weltweit einsetzt. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, Publikationen, Veranstaltungen, Kampagnen und Lobbyarbeit sensibilisiert TERRE DES FEMMES die Öffentlichkeit und Politik für geschlechtsbedingte Gewalt und Diskriminierung.
TERRE DES FEMMES unterstützt Mädchen und Frauen durch spezifische Aufklärungsprogramme in Schulen und ihren Communities. Mit anderen Frauenrechtsorganisationen ist TERRE DES FEMMES international vernetzt, fördert Projekte, Organisationen und Initiativen von Frauen für Frauen im Ausland. Die Arbeit des Vereins konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte weibliche Genitalverstümmelung, Häusliche und Sexualisierte Gewalt, Gewalt im Namen der Ehre, Frauenhandel und Prostitution, Gleichberechtigung und Integration, sowie Internationale Zusammenarbeit.
TERRE DES FEMMES wurde 1981 gegründet und finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse.
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