Der Kreditversicherer Credendo stuft das mittel- und langfristige politische Risikorating der  Demokratischen Republik Kongo in der höchsten Risikoklasse 7/7 ein. Gründe sind politische Instabilität, schwache Institutionen und schlechte Regierungsführung. Nahezu die Hälfte des Landes hat aufgrund der Präsenz mehrerer bewaffneter Gruppen mit Unsicherheit und gewalttätigen Konflikten zu kämpfen. Trotz enormer Rohstoffvorkommen die die DR Kongo eines der ärmsten Länder der Welt und anfällig für humanitäre Krisen und Konflikte. Im UNDP Human Development Index 2020 belegte das Land Platz 175 von insgesamt 189 Ländern. Das Pro-Kopf-Einkommen lag bei 550 USD im Jahr 2020 und damit weit unter dem Durchschnitt von Subsahara-Afrika (3.810 USD). Datenqualitäts- und Transparenzprobleme erschweren die Analyse, obwohl sich dies seit der Annäherung an den IWF im Jahr 2019 verbessert hat. Seit Juli 2021 verfügt die DR Kongo über ein neues 3-jähriges Extended Credit Facility IWF-Programm, das bei der Finanzierung von sozioökonomischen Strukturreformen (Exportdiversifizierung, Schaffung von Arbeitsplätzen, nachhaltiges Wachstum, Unabhängigkeit der Zentralbank, Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung etc.) helfen soll. Die Ausweitung der Reformen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Jahr 2023 und der Kapazitätsaufbau sind entscheidende Schwerpunkte des IWF-Programms. Die bevorstehenden Wahlen könnten den Reformeifer der Regierung jedoch bremsen.

Die Prognosen zeigen laut Credendo ein starkes Wirtschaftswachstum von etwa 6 % in den kommenden Jahren, während die Bevölkerung in den kommenden Jahren um etwa 3 % jährlich wachsen soll. Die inländische Sparquote ist traditionell niedrig, der Kreditversicherer erwartet aber eine Steigerung in den nächsten Jahren (voraussichtlich 15 % des BIP im Jahr 2022, ausgehend von 8 % im Jahr 2019). Trotz verbesserter Verfügbarkeit von Covid-19-Impfstoffen sind tiefes Misstrauen und Skepsis große Hindernisse für eine hohe Impfquote. Nord-Kivu hat nun auch mit einem Ebola-Ausbruch zu kämpfen.

Die DR Kongo ist Afrikas größter Kupferproduzent und verfügt über große Kobaltbestände, Grundlage für ein enormes Wachstums- und Exportpotenzial. Die Ausbeutung der Bodenschätze hat jedoch jahrzehntelang gewalttätige Konflikte angeheizt und Regierungsführung und Institutionen untergraben. Rund 90 % der offiziellen Exporteinnahmen des Landes stammen aus Bergbau und Öl, wodurch das Land Preisvolatilität und Instabilität ausgesetzt ist. Credendo sieht das Risiko, dass die internationale Inflation die Mineralnachfrage und ausländische Direktinvestitionen im heimischen Bergbausektor verringert. Der Nettoeffekt könnte aber noch positiv sein, wenn man die steigende Nachfrage für Rohstoffe auf dem Weg zur Klimaneutralität in den kommenden Jahren berücksichtigt.

Das Gesamthaushaltsdefizit ist seit Jahren gering und sollte von 2022 bis 2024 bei etwa 1 % des BIP liegen. Credendo sieht dennoch einen begrenzten fiskalischen Spielraum für öffentliche Investitionen und Entwicklungsausgaben, da bergbaubezogene Einnahmen, die tatsächlich im Staatshaushalt landen, begrenzt sind. Der Zugang zu externer Finanzierung und Geberunterstützung ist eingeschränkt. Die öffentlichen Einnahmen liegen nur bei etwa 10 % des BIP. Im Rahmen des neuen IWF Programms sollen aber Reformen (weitreichende Antikorruptionsmaßnahmen und Sektorreformen) zu einer Steigerung auf 13 % bis 2024 führen. Fiskalische Lockerungen könnten aber zu einer höheren Inflation führen. Die offizielle Staatsverschuldung ist seit einem Schuldenerlass 2010 mit lediglich 16,5 % des BIP im Jahr 2021 niedrig geblieben – obwohl sie mehr als 200 % der jährlichen öffentlichen Einnahmen ausmacht. Die inländische Staatsverschuldung besteht aus großen Zahlungsrückständen gegenüber staatlichen Lieferanten, Auftragnehmern und staatseigenen Unternehmen. Die Gesamtauslandsverschuldung (privat und öffentlich) erreichte 2021 nur 17 % des BIP, und die Prognosen pendeln um dieses Niveau. Die günstigen Schuldenquoten erklärt Credendo zum Teil mit dem sehr eingeschränkten Zugang zu Finanzmitteln und jahrehntelanger verzerrter Datenübermittlung.

Mit Blick auf die Länderrisikobewertung von Credendo ist die finanzielle und wirtschaftliche Lage der DR Kongo in den letzten zehn Jahren relativ stabil. Die größte Sorge sind die politische und die Sicherheitslage, die sich negativ auf das mittel- bis langfristige politische Risikorating auswirken. Vor dem Hintergrund des neuen IWF-Programms erwartet Credendo in den kommenden Jahren eine schrittweise Verbesserung der Wirtschafts- und Finanzindikatoren, abhängig von der effektiven Umsetzung des Reformprogramms. Der Ausblick bleibt stabil, kurzfristig ist keine Heraufstufung zu erwarten. Die fragile innere Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes dämpft die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung. Auch die politische Situation ist nach Ansicht des Kreditversicherers instabil, obwohl Präsident Tshisekedi die Macht auf Kosten von Kabila durch die Gründung seiner Heiligen Union der Nation gefestigt hat. Die Präsidentschaftswahlen 2023 könnten für neue Instabilität sorgen, während der Wahlkampf die Umsetzung der ehrgeizigen Reformagenda verzögern und die positiven Prognosen belasten könnte. Schwankungen der Rohstoffpreise würden die finanziellen und fiskalischen Aussichten destabilisieren.

Das kurzfristige politische Risikorating sieht Credendo in der zweithöchsten Kategorie 6/7 mit stabilem Ausblick. Im März 2019 efolgte die Heraufstufung um eine Stufe aufgrund sinkender Schuldenstände und einer allmählichen Stabilisierung des Leistungsbilanzdefizits. 2017 hatten die Geldgeber ihre Unterstützung wegen verspäteter Wahlen reduziert, was zu einer Monetarisierung durch die Zentralbank und einer Inflation von 54 % führte. Der kongolesische Franc wertete stark ab. Geldpolitische Anpassungen zusammen mit höheren Kupfer- und Kobaltpreisen halfen seitdem, die Währung zu stabilisieren. 2020 sorgten die Auswirkungen der Covid-Pandemie zu erneutem Druck auf die Währung und zu einer Inflation von 15,8 %, die sich 2021 wieder auf 5,2 % abschwächte. Die wirtschaftliche Erholung 2021 fiel stärker aus als prognostiziert.

Das Leistungsbilanzdefizit erreichte 2020 und 2021 3,6 % bzw. 2 % des BIP, während die Kapitalbilanz 2021 durch beträchtliche Investitionszuflüsse gestärkt wurde. Hohe Kapitalabflüsse führen nach wie vor zu Finanzierungsengpässen auf der Zahlungsbilanz. Dennoch stiegen die Devisenreserven im Jahr 2021 stark an und erreichten den höchsten Nominalstand seit Jahren, unterstützt durch die außerordentliche SZR-Zuweisung des IWF im August 2021 (1,5 Mrd. USD) und höhere Devisenkäufe der Zentralbank. Die DR Kongo kämpft seit Jahren mit sehr knappen Devisenreserven, die Ende 2021 immer noch nur 1,5 Monate Importdeckung erreichten, während der Zugang zu externer Finanzierung weiter begrenzt ist. Credendo betrachtet die geringen Reserven als besonders problematisch vor dem Hintergrund der Anfälligkeit des Landes gegenüber externen Schocks und der hohen Dollarisierung im Bankensektor. Die inländische Kreditvergabe an den Privatsektor ist sehr begrenzt und nur wenige internationale Banken sind in der DR Kongo aktiv, was im Wesentlichen durch Begrenzungen und Sanktionen zu erklären ist. Reformen im dysfunktionalen Bankensektor sind unerlässlich, um die wirtschaftlichen Aussichten des Landes zu verbessern.  

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