„Alle sind in Panik, viele schreien, Kinder weinen und es gibt keine Sicherheit“, so beschreibt Natalia Lutoya die chaotische Situation, als sie mit ihrem Sohn den Bahnhof in Lyssytschansk erreicht und aus der Ukraine flüchtet. Ähnlich wie ihr ergeht es momentan Hundertausenden, die dem Krieg in der Ukraine entkommen möchten. Da Männer im Alter von 18-60 Jahren aufgrund der allgemeinen Mobilmachung im Land bleiben müssen, sind es überwiegend Frauen, Kinder und Ältere, die die beschwerliche Flucht antreten können.

Die Hilfsorganisation CARE erinnert zum Weltfrauentag daran, dass Frauen in Krisen und auf der Flucht besonders häufig von Gewalt, Ausbeutung und auch geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Sie benötigen passgenaue Unterstützung und Schutz.

„Die humanitäre Hilfe in der Ukraine und den Nachbarländern muss auf Erfahrungen vergangener und paralleler Krisen basieren“, mahnt deshalb Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Dazu gehören Bedarfsanalysen, die nach Geschlecht aufgeschlüsselt sind, sichere Räume für Frauen in Flüchtlingssiedlungen, geschlechtsspezifische Hilfsgüter, die etwa auch Menstruationsartikel beinhalten sowie gemischtgeschlechtliche Hilfsteams, um Frauen und Mädchen Sicherheit zu geben.“

Auch in anderen Kriegskontexten zeigt sich die Gefährdung von Frauen und Mädchen: Im Jemen sind aktuell nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen voll funktionsfähig. Nur jede fünfte Einrichtung bietet Gesundheitsdienste für Mütter und Kinder an. So stirbt alle zwei Stunden eine Frau bei der Entbindung. Mehr als zwei Drittel der Mädchen im Jemen werden heute minderjährig verheiratet. Auch in Syrien sind Praktiken wie die Kinderheirat durch den Konflikt dramatisch angestiegen. Hunderttausende Frauen sind allein für ihre Familie verantwortlich, müssen sich im Exil durchsetzen und Einkommen erwirtschaften, mit dem sie ihre Kinder versorgen können.

„Es ist zu wenig, sich nur am Weltfrauentag daran zu erinnern, was noch alles getan werden muss. Wir müssen 365 Tage im Jahr daran arbeiten, dass Frauen und Mädchen Zugang zu geschlechterspezifischer humanitärer Hilfe haben. In der Ukraine, den Nachbarländern und überall auf der Welt“, so Karl-Otto Zentel.

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