Heute hat der ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) auf EU-Ebene über Glyphosat abgestimmt. Für den Kommissionsvorschlag einer zehnjährigen Verlängerung der Zulassung fand sich keine Mehrheit. Die Entscheidung über eine erneute Zulassung des Herbizids ist damit vertagt und fällt im Berufungsausschuss im November.

Wo Glyphosat ausgebracht wird, sterben Pflanzen vollständig ab, Arten verlieren ihre Lebensgrundlage, Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. Dass es zusätzlich auch noch krebserregend für den Menschen ist, hält die Weltgesundheitsorganisation für wahrscheinlich. Gerichte in den USA sehen dies bereits als erwiesen an und verurteilen Glyphosat-Anbieter zu hohen Schadensersatzsummen. Diese drastischen Warnzeichen können und dürfen nicht weiter ignoriert werden.

„Dass der EU-Rat heute nicht mehrheitlich für den Vorschlag der EU-Kommission für zehn weitere Jahre Glyphosat gestimmt hat, ist ein sehr gutes Zeichen. Totalherbizide wie Glyphosat gehören nicht zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Die Ratsmitglieder haben mit ihrem Votum unterstrichen, dass ihnen der Schutz von Arten und Menschen wichtiger ist als der Profit der großen Konzerne. Die EU-Kommission sollte nun den einzig richtigen Schluss daraus ziehen und ihren Vorschlag zu einer Verlängerung zurücknehmen“, kommentiert Bioland-Präsident Jan Plagge.

„Die Enthaltung Deutschlands bei dieser so wichtigen Abstimmung, ist mehr als traurig und widerspricht den Vereinbarungen des Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung, in dem das Aus für den Einsatz von Glyphosat in Deutschland angekündigt wurde. Es braucht dringend eine Reduzierung der Pestizidmenge, um dem voranschreitenden Artensterben zu begegnen, das ist auch für uns Menschen existenziell. Das sollte eigentlich Konsens sein, auch innerhalb der Bundesregierung“, so der Bioland-Präsident.

Best Practice Ökolandbau: Es geht auch ohne Glyphosat und Co.

Dass ein ertragreicher Landbau ohne chemisch-synthetische Pestizide möglich ist, zeigen die vielen Betriebe, die nach den Prinzipien des Ökolandbaus arbeiten. Zu dieser naturnahen und vorbeugenden Arbeitsweise gehören ausgeklügelte Fruchtfolgen, die Förderung von Nützlingen, das Abdecken von Flächen mit Mulch, eine durchdachte Sortenauswahl und auch die mechanische Unkrautregulierung. Bei letzterer gehen Öko-Landwirt*innen behutsam vor: Der Einsatz von mechanischen Geräten wird auf ein Minimum reduziert und es wird besonders auf den richtigen Zeitpunkt der Bearbeitung, die aktuelle Witterung und die Bodenbeschaffenheit geachtet, um die gute Bodenstruktur sowie das Bodenleben zu erhalten und zu fördern. Der Einsatz aktueller Technik ermöglicht dabei ein immer präziseres Arbeiten, nah an der Kulturpflanzenreihe.

Das Ziel ist dabei ein anderes als beim Einsatz von Glyphosat: Statt alle Pflanzen in der Breite zu vernichten, soll der Anteil von Beikraut auf ein Niveau reduziert werden, der den Ertrag der Kulturpflanze nicht zu stark beeinträchtigt. Der Lohn des durchaus höheren Aufwands ist messbar: Wie die großangelegte Thünen-Metastudie „Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft” herausgearbeitet hat, sind die Abundanzen und Biomassen von Regenwurmpopulationen unter ökologischer Bewirtschaftung 94 Prozent höher. Im Bereich der Artenvielfalt belegt die Studie auf einem Bio-Acker eine um 95 Prozent höhere Ackerflora.

Über den Bioland- Verband für organisch-biologischen Landbau e.V.

Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland und Südtirol. Rund 10.000 Betriebe aus Erzeugung, Herstellung und Handel wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.

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