Winter- und Tiefschneewandern sind weit mehr als gemütliche Spaziergänge durch verschneite Landschaften: Beide Schnee-Wanderarten verbinden sanfte körperliche Belastung, Training für Muskeln, Balance und Ausdauer mit mentaler Erholung in der Natur. Ob auf präparierten Wegen oder in tiefem unberührtem Schnee – wer sich gut vorbereitet, kann die winterliche Stille genießen und gleichzeitig das Herz-Kreislauf-System und die Rumpf- und Beinmuskulatur effektiv stärken. ARAG Experte David Schulz gibt Tipps, wie die nächste Winterwanderung sicher und erfolgreich gelingt.

Warum wird Winterwandern solch eine große Wirkung nachgesagt?
David Schulz:
 Auf den ersten Blick mag Winterwandern wie ein gemütlicher Spaziergang wirken. Doch der Widerstand des Schnees fordert bei jedem Schritt mehr Kraft, wodurch besonders die Bein- und Rumpfmuskulatur aktiviert wird. Gleichzeitig trainiert das Gehen auf rutschigem oder unebenem Terrain die Balance und stärkt tiefer liegende Muskeln sowie die Gelenkstabilität. Die Bewegung an der frischen Luft fördert zudem die Durchblutung und beansprucht das Herz-Kreislauf-System, was die Ausdauer nachhaltig verbessert. Es ist also ein Rundum-Fitness-Paket, was auch für die allermeisten Anfänger geeignet ist.

Was ist der Unterschied zum Tiefschneewandern?
David Schulz:
 Beim Tiefschneewandern geht es meist abseits befestigter Wege durch weiche, unberührte Schneefelder. Jeder Schritt erfordert erhöhte Kraftanstrengung, wodurch insbesondere die Bein- und Rumpfmuskulatur intensiv trainiert wird. Zugleich wird das Gleichgewicht konstant gefordert, was die Kernmuskulatur stärkt und Bewegungen koordinierter macht. Effekte, die klassische Fitnessübungen oft nicht erreichen. Tiefschneewandern ist aus sportlicher Sicht also insgesamt deutlich herausfordernder.

Besonders wertvoll bei beiden Wanderarten ist die Kombination aus körperlicher Anstrengung und mentaler Entspannung. Die stille Winterlandschaft beruhigt den Geist, die klare Luft unterstützt die Regeneration und der gleichmäßige Bewegungsrhythmus hilft, Stresshormone abzubauen. Winter- und Tiefschneewandern bieten damit nicht nur ein effektives Workout, sondern auch wertvolle Auszeiten vom Alltag.

Wie wichtig ist die richtige Ausrüstung bei einer Wanderung durch Schnee und Kälte?
David Schulz:
 Eine sichere Wanderung beginnt mit der richtigen Ausrüstung. Ich empfehle ein Mehrschichtensystem, robuste Schuhe und Wanderstöcke. Letztere sind besonders im Tiefschnee sinnvoll, um Gelenke zu entlasten und die Balance zu halten. Für anspruchsvolles Gelände sind zudem ein Erste-Hilfe-Set, eine Notfalldecke und bei Bedarf eine Lawinenausrüstung unverzichtbar.

Müssen Wanderfreunde über besondere Wetter- und Geländekenntnisse verfügen?
David Schulz:
 Wer sicher unterwegs sein möchte, sollte seine Route gut kennen und sie an die eigene Fitness und Erfahrung anpassen. Dabei bestimmt das schwächste Mitglied das Touren-Niveau. In den Bergen ist außerdem die Lawinengefahr zu berücksichtigen. Und da sich vor allem in den Bergen das Wetter schnell ändern kann, rate ich dazu, die Wettersituation zu beobachten und regelmäßig auf die Wetter-App zu schauen. Unter Umständen muss die Tour angepasst oder im Zweifel abgebrochen werden.

Welches sind die wichtigsten Verhaltensregeln während einer Wanderung?
David Schulz:
 Vor jeder Wanderung empfehle ich Aufwärmübungen wie Kniebeugen, Armkreisen und Gelenkmobilisation. Wer in einer Gruppe wandert, sollte Kommunikationsregeln, Handzeichen oder Treffpunkte festlegen, um bei schlechter Sicht niemanden zu verlieren. Regelmäßige Pausen sichern zudem Flüssigkeits- und Energiezufuhr, idealerweise mit wiederverwendbaren Trinkflaschen und Snacks in biologisch abbaubaren Verpackungen.

Auf was müssen Wanderer sonst noch achten?
David Schulz:
 Auf die Tierwelt natürlich. Viele Tiere befinden sich im Winter in „Energiesparmodus“ oder Winterruhe. Abseits markierter Wege stört man ihre Lebensräume. Ich rate daher unbedingt, auf den Routen zu bleiben, sich leise zu bewegen und dabei besonders achtsam vorzugehen, um auch die Schneedecke und das empfindliche Ökosystem darunter nicht zu stark zu belasten.

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