Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben dieser Tage ehrgeizige Klimaziele vereinbart: Um mindestens 55 Prozent wollen die Staaten ihren Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 reduzieren, verglichen mit dem Wert von 1990. Bisher hatte dieses Ziel bei minus 40 Prozent gelegen. Die Staats- und Regierungschefs folgten dabei einem Vorschlag der EU-Kommission. Zum Erreichen der vereinbarten Ziele können von den EU-Mitgliedsstaaten CO2-Speicher wie Wälder und Moore oder der Abbau von Treibhausgasen aus der Atmosphäre etwa durch Wiederbewaldung angerechnet werden.

Die Waldeigentümer in Deutschland heben anlässlich dieser Vereinbarung die Klimaschutzleistung ihrer Wälder hervor. Rechnerisch steht jeder Hektar Wald zwischen Eifel und Erzgebirge im Jahresdurchschnitt für acht Tonnen absorbiertes CO2: Das entspricht ziemlich genau der Pro-Kopf-Emission pro Jahr und Einwohner in Deutschland. In Summe erbringen die 11,4 Millionen Hektar nachhaltig bewirtschafteter Wälder zwischen Bayern und Schleswig-Holstein eine Klimaschutzleistung von jährlich 127 Millionen Tonnen CO2.

Doch die Waldbesitzerverbände warnen mit Blick auf die ambitionierten nationalen und europäischen Klimaziele: „Den permanenten Kraftakt, der hinter diesem Beitrag zur nationalen Klimaschutzanstrengung steckt, können Deutschlands Waldbauern nicht länger alleine stemmen“, sagten Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, und Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind in den Wäldern Deutschlands angekommen und zu einer existenziellen Bedrohung geworden.“ Aktuell liegt die Schadfläche bei rund 285.000 Hektar, das Schadholz bei 178 Millionen Festmetern. Betroffen sind alle Baumarten, Laub- und Nadelbäume gleichermaßen; vertrocknete Wälder, Schädlingsexplosionen und Waldbrände sind die Folge. Gleichzeitig leiden viele Waldbesitzer aufgrund der daraus resultierenden niedrigen Holzpreise unter fehlenden Einnahmen für die Wiederbewaldung.

„Die aktuelle Katastrophe in unseren Wäldern macht deutlich: Es wird höchste Zeit, die Wälder über die Honorierung der Klimaschutzleistung zu stabilisieren und zukunftsfähig zu machen“, so die beiden Vorsitzenden. Ein schlüssiges Modell liegt seit längerem auf dem Tisch. Es orientiert sich an dem stofflichen Anteil des zuwachsenden Holzes, der nicht energetisch genutzt wird. Mit dem festgelegten CO2-Preis von anfänglich 25 Euro würde die Klimaleistungsprämie danach 112,50 Euro pro Jahr und Hektar betragen. Gemessen am Finanzplan der Bundesregierung, der 26,8 Milliarden Euro Klimaschutzinvestitionen aus dem Energie- und Klimafonds vorsieht, entspricht die Forderung der Waldbesitzer – bezogen auf 11,4 Millionen Hektar Wald – nicht einmal fünf Prozent.

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