Zum Tag der Fische am 22. August fordert Slow Food Deutschland die Politik zu einem angemessenen Klimaschutz auf. Das ist Voraussetzung dafür, Fisch als wertvolles Nahrungsmittel auch für die Zukunft zu sichern. Die Klimakrise aber setzt verschiedenen Fischarten und ihren Lebensräumen bereits heute massiv zu. Gut sichtbar und wissenschaftlich belegt ist dies beim Hering, dem vor allem aufgrund der Erwärmung der Ostsee der Nachwuchs schwindet. An ihrer Küste bildet die Fischerei für viele Menschen die Lebensgrundlage und einen wichtigen soziokulturellen Bezugspunkt. Mit einer traditionellen Zielart droht auch die regionale Fischerei- und Küstenkultur zu schwinden.

Über lange Zeit war der Hering – Fisch des Jahres 2021 – eines der wichtigsten Handelsgüter Europas. Heringsschwärme gelten als eine der größten Zusammenballungen von tierischem Eiweiß. In Deutschland zählt er zu den beliebtesten Speisefischen. In der Küche ist er ein Alleskönner, besonders beliebt als Matjes. Seine Bestände in der westlichen Ostsee jedoch sind stark gefährdet – inzwischen nicht nur infolge einer jahrzehntelangen starken, teils industriellen Fischerei, sondern zunehmend aufgrund des menschengemachten Klimawandels. Wegen der Erwärmung der Ostsee ist die Nachwuchsproduktion so niedrig, dass der Internationale Rat für Meeresforschung auch für das kommende Jahr (2022) eine vollständige Aussetzung der Fischerei empfehlen musste. Selbst die Tatsache, dass der Hering ein sich schnell reproduzierender Schwarmfisch ist, bietet keine Abhilfe.

Aufgrund des geringen Nachwuchses des Herings hat sich die von den EU-Ländern beschlossene jährliche Gesamtfangmenge in den letzten Jahren drastisch reduziert. Dadurch geht auch die handwerkliche Ostseefischerei in Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein zunehmend leer aus, und die ohnehin schwindende Anzahl an Berufsfischer*innen reduziert sich weiter.

Aus Sicht von Slow Food manifestieren sich im Niedergang des Herings in der westlichen Ostsee die ökologischen, wirtschaftlichen sowie soziokulturellen Folgen des Klimawandels. Der Verein fordert die Politik auf, dem Klimaschutz ab sofort höchste Priorität zu geben, Entscheidungen rechtzeitiger, konsequenter und transparenter zu treffen. „Ähnlich wie die vermehrt auftretenden Hochwasser, Hitzewellen und Brände macht der Niedergang der Heringsfischerei in der westlichen Ostsee die Bedeutung der Klimakrise für unser Leben erschreckend anschaulich,” sagt Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland. „Doch der Hering ist nur ein Beispiel. Wollen wir bis 2100 nicht mehr als die Hälfte aller Fischarten verlieren, müssen wir die weitere Erwärmung der Meere mit aller Konsequenz verhindern. Bei der Bekämpfung der Klimakrise geht es vor allem auch um die Erhaltung wichtiger Ernährungsmöglichkeiten und unserer Ernährungskultur.”

» Auf die Notwendigkeit des Klimaschutzes verweist Slow Food Deutschland auch in seinem Forderungspapier zur Bundestagswahl.
» Positionspapier Fisch

Über den Slow Food Deutschland e.V.

Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die sich für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem einsetzt. Der Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, des traditionellen Lebensmittelhandwerks und der regionalen Arten- und Sortenvielfalt sind für Slow Food ebenso wichtig wie eine faire Entlohnung für verantwortungsvoll arbeitende Erzeuger*innen sowie die Wertschätzung und der Genuss von Lebensmitteln.

Slow Food Deutschland e. V. wurde 1992 gegründet und zählt über 85 lokale Gruppen. Insgesamt ist Slow Food in über 170 Ländern mit diversen Projekten, Kampagnen und Veranstaltungen aktiv. Slow-Food-Mitglieder sind Teil einer großen, bunten, internationalen Gemeinschaft, die das Recht jedes Menschen auf gute, saubere und faire Lebensmittel vertritt. www.slowfood.de

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