Der Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen hat nach drei Wochen, in denen Gastronomen, Café-, Bar-, Clubbetreiber und Hoteliers zwischen dem 3G-Modell (Geimpfte, Genesene & Getestete) und dem 2G-Zugangsmodell (Geimpfte & Genesene) wählen können, eine Umfrage durchgeführt. Das Ergebnis: Eine Mehrheit bleibt bei 3G und fordert den Entfall der Beschränkungen.

Noch vor Einführung des 2G-Zugangsmodells in der hessischen Coronavirus-Schutzverordnung gaben bei einer Branchenumfrage des Verbandes etwa 40 Prozent der Gastgewerbetreibenden an, sich bei gleichzeitigem Entfall von Abstands- und Maskenpflicht für eine Zutrittsbeschränkung entscheiden zu wollen. Die erneute Befragung von über 600 Betrieben aus allen Bereichen von Hotellerie und Gastronomie in Hessen zeigt, dass sich nach drei Wochen Dauer der aktuellen Verordnungslage gerade einmal 11 Prozent für ein konsequentes 2G-Modell entschieden haben. Gut ein weiteres Viertel allerdings nutzt die Möglichkeit, zwischen 3G und 2G im Betrieb zu wechseln. Insgesamt wenden also etwa 36 Prozent des Gastgewerbes das 2G-Optionsmodell ganz oder teilweise an.

Mit rund 64 Prozent spricht sich hingegen die Mehrheit aktuell gegen 2G aus und bleibt beim landesweiten Standard in den Innenräumen, also dem Zutritt für Geimpfte, Genesene und negativ Getestete. Einige (wenige) Gastronomen planen – sollte die Verordnungslage weiter Bestand haben – den Übergang zum 2GModell für die kältere Jahreszeit, um insbesondere bei Verzicht auf die Abstandspflichten ihre Sitzplätze in den Innenräumen voll auslasten zu können. 

Laut der Umfrage haben diejenigen, die bewusst bei 3G bleiben, dafür unterschiedliche Gründe: 23 Prozent geben an, dass es für sie wirtschaftlich sinnvoll ist, da ihre Gästestruktur noch nicht vollständig und überwiegend geimpft sei, wie zum Beispiel Familien mit Kindern über 12 Jahre. 17 Prozent berichten, dass ein Wechsel auf 2G nicht in Betracht käme, da nicht alle Mitarbeiter geimpft seien. Wer sich für 2G entscheidet, muss dafür sorgen, dass auch nur geimpfte oder genesene Mitarbeiter im Lokal bedienen. Weitere 10 Prozent haben Angst vor Auseinandersetzungen mit Gästen, schlechten Bewertungen oder Anfeindungen von Impfgegnern. Mit 41 Prozent aber geben die meisten Gastronomen und Hoteliers in Hessen an, dass sie sich aus „moralischen“ und sozialen Beweggründen für den Verbleib beim 3G-Standard entschieden hätten. „Wir wollen niemanden ausgrenzen. Das ist nicht unsere Aufgabe als Gastgeber.“, lautet der Tenor.

„Es ist ein Widerstreit zwischen wirtschaftlichen Notwendigkeiten und einer mehrheitlichen Ablehnung, Gäste beispielsweise vom Restaurantbesuch ausschließen zu müssen.“, kommentiert Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Hessen, die Ergebnisse der Befragung.

Anfeindungen, Beschimpfungen und Drohbriefe gegen Club-, Bar- und Gaststättenbetreiber, die sich für 2G entschieden haben, um überhaupt wieder wirtschaftlich arbeiten zu können, bildeten zwar die Ausnahme, diese seien aber heftig und machten den Unternehmerinnen und Unternehmern große Sorgen auch mit Blick auf die Sicherheit ihrer Mitarbeiter. „Derartige diffamierende Ansprachen an die Unternehmen sind absolut inakzeptabel!“, heißt es aus dem Verband.

„Eines lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt konstatieren: der Vorstoß, über das 2GOptionsmodell im Gastgewerbe die Impfquote in der Bevölkerung flankierend zu den übrigen Maßnahmen zu steigern, begegnet mehrheitlichen Bedenken in der Branche.“, so Wagner. Oder wie so mancher Gastronom es ausdrückt: Die Politik habe die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Klare Forderung nach mehr Freiheiten schon bei 3G

Insofern sei das Begehren nach weitestgehender Aufhebung von Beschränkungen wie dem Abstandsgebot und der Maskenpflicht bereits bei 3G aus Sicht des Gastgewerbes nur konsequent: Lediglich 28 Prozent der Hoteliers und Gastronomen in Hessen halten die derzeitigen Regelungen der hessischen Verordnung zum 2G-Optionsmodell für der Lage angemessen.

58 Prozent fordern angesichts der landesweiten Inzidenz bzw. Hospitalisierungsinzidenz, Abstände und Maskenpflicht für Geimpfte, Genesene UND negativ Getestete in den Innenräumen des Gastgewerbes, abzuschaffen.

Vorbilder seien hier die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, das Saarland und Schleswig-Holstein. Weitere 13 Prozent votieren für die gänzliche Aufhebung der Negativnachweispflichten.

Julius Wagner: „Das Gastgewerbe wünscht sich nach all den entbehrungsreichen Monaten, die auch schon zuvor mit Diskussionen über die Kontaktdatenerfassung oder die Maskenpflicht belastet waren, nichts mehr als sich auf seine Gastgeberkompetenz konzentrieren zu können. Die Umfrage macht deutlich, dass bei aller Vielfalt der Betriebskonzepte und Meinungen der Langmut der Wirte in Hessen mit Blick auf Diskussionen über das Impfen und die Steigerung der Impfquote ausgereizt ist.“ Es gäbe aber auch viele Rückmeldungen, dass 2G dort, wo die Regel Anwendung findet, die Gäste dies sehr zu schätzen wüssten. Gästestruktur und Betriebskonzepte seien dafür entscheidend. Doch die Erkenntnis, dass auch bei 3G ein sicherer Gastro-Besuch ginge, überwiege in der Branche.

Nach über 18 Monaten Schließung bleibt das 2G-Modell für Clubs und Discotheken hingegen ein wichtiger Erfolg. Denn anders als in den übrigen Bereichen des Gastgewerbes seien hier mit Blick auf die jüngeren Zielgruppen und das Tanz- und Cluberlebnis andere Maßnahmen angesetzt worden. Die Impfbereitschaft bei den Clubgängern nähme spürbar zu, so die Rückmeldungen der teilnehmenden Clubbetreiber.

„Sicher ist: Vor allem für Clubs und Discotheken bleibt das 2G-Modell wichtig, und ihnen gilt die Solidarität der Branche genauso wie allen, die sich für 2G entschieden haben. Die Frage, ob wir in Hessen noch eine Impfquote von 75 Prozent der Bevölkerung erreichen, wird jedoch nicht an der Restauranttür entschieden. Und da gehört sie nach Auffassung des Gastgewerbes auch nicht hin.“, so Wagner. „Doch ganz gleich, für welches Modell die Unternehmen sich entscheiden, wir erwarten, dass das respektiert wird!“

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