Nach rund 11 Monaten Prozess wird für morgen, den 16.02., das Urteil im Prozess um den mutmaßlichen „Ehren“-Mord an Maryam H. erwartet. Seit März 2022 stehen die zwei Brüder in Berlin vor Gericht. Sie sind angeklagt, ihre Schwester aus niedrigen Beweggründen ermordet zu haben, da sie deren „teilweise modernere Lebensführung“ nicht akzeptieren konnten.
Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt, weil die Brüder den Leichnam ihrer Schwester in einem Koffer mit dem Zug nach Bayern transportiert haben sollen.
TERRE DES FEMMES hat den Prozess verfolgt, und auch morgen werden unsere Referentinnen am Gericht sein. Im Laufe des Prozesses wurde von verschiedenen ZeugInnen beschrieben, wie Maryam jahrelange Gewalt und Unterdrückung erfahren hat – mutmaßlich aufgrund überholter Rollenvorstellungen und patriarchaler Ansichten über das vermeintlich „richtige“ Verhalten von Frauen.Die Staatsanwaltschaft hält beide Brüder des Mordes für schuldig und fordert lebenslange Haft. Die Verteidiger der Brüder plädieren auf Freispruch für den Jüngeren und Körperverletzung mit Todesfolge für den Älteren.

Der Mord an Maryam H. ist kein Einzelfall:Eine aktuelle Recherche von TERRE DES FEMMES ergab für 2021 19, für 2022 bislang mindestens 7 mutmaßliche Opfer eines versuchten oder vollzogenen „Ehren“-Mordes in Deutschland. Die Muster sind oft ähnlich: Vorausgehende Gewalt, Kontrolle, Unterdrückung, bis hin zur (versuchten) Tötung – eine vermeintlich verletzte Ehre kann eine Triebfeder für Gewalt darstellen, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, Frauen betrifft.Was ist zu tun?TERRE DES FEMMES fordert eine Verstärkung der Präventionsarbeit, außerdem müssen Schutzeinrichtungen aufgestockt und MitarbeiterInnen in Behörden und Geflüchteteneinrichtungen für das Gewaltphänomen mutmaßlicher Ehrverbrechen geschult werden. Frauen, die von Gewalt betroffen sind, müssen umfassend beraten und ggf. in einem Frauenhaus in einem anderen Bundesland untergebracht werden. Bei akuter Gefahr muss eine schnelle Gefahreneinschätzung erfolgen und sofort gehandelt werden – dafür müssen Behörden besser als bisher zusammenarbeiten. Es besteht dringender Handlungsbedarf, damit Morde wie der an Maryam H. verhindert werden können und jede Frau frei, selbstbestimmt und gleichberechtigt leben kann – ohne deswegen Todesangst durchleiden zu müssen. 

Weiterführende Links
Mit den Theaterstück „Mein Herz gehört mir! – Gegen Zwangsverheiratung und Frühehen“ klärt TDF an Berliner Schulen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre, Zwangsverheiratung und Frühehen auf
TDF-Forderungen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre

Aktuelle Recherche von TDF zu "Ehren"-Morden in Deutschland

Zu den beiden Begriffen: Femizid und "Ehren"-Mord

Über TERRE DES FEMMES e. V. – Menschenrechte für die Frau e. V.

TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die sich für ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes und freies Leben für Mädchen und Frauen weltweit einsetzt. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, Publikationen, Veranstaltungen, Kampagnen und Lobbyarbeit sensibilisiert TERRE DES FEMMES die Öffentlichkeit und Politik für geschlechtsbedingte Gewalt und Diskriminierung.
TERRE DES FEMMES unterstützt Mädchen und Frauen durch spezifische Aufklärungsprogramme in Schulen und ihren Communities. Mit anderen Frauenrechtsorganisationen ist TERRE DES FEMMES international vernetzt, fördert Projekte, Organisationen und Initiativen von Frauen für Frauen im Ausland. Die Arbeit des Vereins konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte weibliche Genitalverstümmelung, Häusliche und Sexualisierte Gewalt, Gewalt im Namen der Ehre, Frauenhandel und Prostitution, Gleichberechtigung und Integration, sowie Internationale Zusammenarbeit.
TERRE DES FEMMES wurde 1981 gegründet und finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse.

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