Die kühlende Wirkung von Wäldern ist deutlich spürbar: Bis zu 4°C kann der Unterschied zwischen Wald und Freifläche betragen. Forschende aus der Schweiz haben jedoch herausgefunden, dass nicht jeder Waldtyp den gleichen Kühlungseffekt hat.

In Hitzephasen reduzieren Laubbäume die Oberflächentemperatur deutlich stärker als Nadelbäume. Gemäß den Studienergebnissen der Forscherteams liegt die Oberflächentemperatur von Laubwäldern zwischen 0,5°C und 1,8°C niedriger als die Temperatur von Nadelwäldern. Ein Grund hierfür ist, dass Laubbäume mehr Sonnenlicht reflektieren als Nadelbäume. Dadurch gelangt weniger Sonnenenergie auf den Boden. Zudem verdunsten Laubbäume mehr Wasser, was für zusätzliche Kühlung sorgt. Den Effekt kennt jeder, der an einem heißen Tag schon einmal an einem Springbrunnen vorbeigelaufen ist.

Mehr Laubwälder zur Abmilderung der Klimaerwärmung?

Ein hoher Laubbaumanteil in unseren Wäldern kann sinnvoll sein, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung durch Kühleffekte abzumildern. Im hessischen Staatswald liegt der Anteil der reinen Laubwälder derzeit bei knapp 42 Prozent. Neben ihrer kühlenden Wirkung sind Laubbäume auch resistenter gegen Schädlingsbefall, bieten höheren Waldbrandschutz und sind aufgrund ihres oft tief in die Erde ragenden Wurzelwerks weniger sturmanfällig als manche Nadelbaumarten.

Die Wechselwirkungen zwischen Klima und Ökosystemen sind allerdings komplex. Daher gilt es, bei Maßnahmen zum Waldumbau oder Wiederaufforstung auch Aspekte der Artenvielfalt und die sich verändernden Standortbedingungen zu berücksichtigen. Auch gilt es, dem Auftrag der nachhaltigen Rohstoffgewinnung gerecht zu werden. Viele Laubbaumarten wachsen deutlich langsamer und speichern daher weniger CO2 als Nadelbaumarten wie Tanne oder Douglasie. Andere Laubbaumarten wiederum kommen weniger gut mit Trockenheit zurecht. Für eine Risikovorsorge, die die Bandbreite an klimabedingten Risiken abdeckt und die vielfältigen Funktionen des Waldes in der Gesellschaft erfüllen kann, sind Mischwälder von besonderer Bedeutung.

Die Mischung macht‘s

„Unser Ziel ist die Entwicklung von klimastabilen Mischwäldern mit vier bis fünf Baumarten in jedem Waldbestand“, erklärt Dr. Johannes Weidig, Leiter des Sachbereichs Waldbau, Klimaschutz und Klimaanpassung im Landesbetrieb HessenForst. Bei der Wiederbewaldung seien seit 2018 auf über der Hälfte der Flächen, also etwa 3.500 Hektar, Laubbäume gepflanzt worden. „Dabei muss man berücksichtigen, dass auf selber Fläche zuvor nahezu 100 Prozent Fichte stand,“ gibt Weidig zu Bedenken. Heute sind rund ein Viertel des hessischen Staatswaldes Mischbestände mit einem Laubbaumanteil zwischen 20 und 80 Prozent. Langfristiges Ziel des Landesbetriebs ist es, im gesamten hessischen Staatswald Mischwälder zu entwickeln. Ein besonders überraschender Effekt nämlich ist, dass Bäume in Mischwäldern stärker wachsen. Studien haben gezeigt, dass insbesondere die Mischung von Laub- und Nadelbäumen zu einem höheren Zuwachs von bis zu 30 Prozent im Vergleich zu Reinbeständen führen können. Erhöhte Wachstumsraten sind dabei sowohl für Laubbäume wie beispielsweise die Buche als auch für Nadelbäume wie die Lärche zu verzeichnen. Das bedeutet, dass in Mischwäldern mehr Holz Kohlenstoff gespeichert werden kann als in Reinbeständen.

Hintergrundinfo/Quellen
Pretzsch, H., P. Biber und G. Schütze (2017), „Effekt der Mischung auf die Struktur, die Dichte und das Ertragsniveau von Fichtenbeständen“, LWF Wissen 80, 131-138.
Schwaab, J., et al. (2020), „Increasing the broad-leaved tree fraction in European forests mitigates hot temperature extremes“ Scientifc Reports 10, 14153.

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