Nachdem die Europäische Kommission Ende September eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat um weitere zehn Jahre vorgeschlagen hatte, erfolgte im zuständigen Fachausschuss der EUKommission für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel (SCoPAFF) am 13. Oktober 2023 eine Abstimmung über die Verlängerung, in der jedoch kein eindeutiges Votum abgegeben worden war. Der Verordnungsvorschlag wurde daher an den Berufungsausschuss (bestehend aus Vertretern der EULänder) weitergeleitet, der am Donnerstag, 16. November, hierüber abstimmt. Vorausgegangen waren wissenschaftliche Studien im Auftrag der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die zu dem Ergebnis gekommen war, dass von der Anwendung von Glyphosat keine Gesundheitsgefahren ausgehen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband kritisiert die bisherige Ablehnung des weiteren Glyphosateinsatzes der Bundesregierung und fordert Bundesminister Cem Özdemir auf, im Sinne der weltweiten Versorgungssicherung für eine Verlängerung des Glyphosat-Einsatzes zu stimmen. Befürchtet werden seitens des Berufsstandes andernfalls Wettbewerbsnachteile für die deutsche Landwirtschaft, wenn Deutschland innerhalb der EU einen Alleingang beim Glyphosatverbot macht.

„Deutschland hat als agrarischer Gunststandort eine globale Mitverantwortung für die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln. Dieses Potential gilt es nachhaltig – auch mithilfe von Pflanzenschutzmitteln – auszuschöpfen. Sichere und qualitativ hochwertige Ernten sind ohne den Einsatz biologischer wie chemischer Pflanzenschutzmittel kaum möglich. Ein pauschales Glyphosatverbot, obwohl vom Glyphosateinsatz nach Untersuchungen der europäischen Behörde nachweislich keine Gefahren ausgeht, würde zu Wettbewerbsnachteilen führen. Ein Ende des Glyphosat-Einsatzes würde das Ende der Direktsaat und somit das Ende der pfluglosen Bodenbearbeitung bedeuten, die wichtig für Bodenleben, Humus und Erosionsschutz ist“, ist Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, sicher.

Bereits heute wird Glyphosat lediglich in geringem Umfang und – wie bei anderen Pflanzenschutzmitteln auch – nur nach Besitz einer breiten Sachkunde ausgebracht. Auch im Hinblick auf Fruchtfolgen ist es sinnvoll, den Glyphosateinsatz nochmals zu verlängern. „In Westfalen-Lippe haben wir uns schon frühzeitig auf den Weg gemacht, um den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln durch technischen Fortschritt, Nutzung von resilienten Sorten und Digitalisierung zu reduzieren. In der landwirtschaftlichen Praxis befinden wir uns in einem ständigen Prozess aus Wissen, Lernen und Verändern, um die Bewirtschaftung unserer Felder standortbezogen anzupassen und auf diese Weise noch nachhaltiger zu gestalten“, so Hubertus Beringmeier.

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