„Gesunde Ernährung ist eine echte Herausforderung: für alle, die wie wir Kindern gesundes Essen schmackhaft machen wollen, in der Schule oder in Kitas. Für die Kids, die oft ein ganz anderes Essen gewöhnt sind, aber auch für die Eltern“, weiß Petra Windisch de Lates, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lebenbrücke. Gesunde Ernährung hat nicht nur was mit Geld zu tun, sondern auch mit Zeit. Zeit zum Einkaufen, zum Kochen, zum Essen – am besten gemeinsam mit den Kindern. Und Ernährungsarmut bedeutet nicht unbedingt Hunger, sondern den dramatischen Mangel an Nährstoffen und Vitaminen. Das führt bei Kindern längerfristig zu sichtbaren Folgen: Sie sind z.B. kleiner, unkonzentrierter und viel weniger widerstandsfähig als ausgewogen ernährte Kids.

Schmeckt‘s? Klima geht durch den Magen

Wie gesunde Ernährung aussehen sollte, darüber waren sich die Gäste beim Podiumsgespräch „Kinder in Ernährungsarmut“ Ende September im Rahmen des Münchner Klimaherbstes einig. Neben Windisch de Lates hatte die gastgebende Friedrich-Ebert-Stiftung Bayern weitere Expertinnen eingeladen: Anna Kirstein, Gründerin von Iss dich clever! e.V. – Förderung des Ernährungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen, Ronja Endres, Vorsitzende der BayernSPD, und Sabine Schmidt vom Therapienetz Essstörung.

Ernährungsarmut ist mehr als ein Geldproblem

Die Journalistin und Podcasterin Sadia Ouro-Gbele moderierte das Fachgespräch. Ihr ging es in der Runde nicht um Kontroversen, sondern darum, gemeinsam zu überlegen, wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung für Kinder gewährleistet oder überhaupt erst erreicht werden kann, um die soziale Seite des Essens also. Immerhin ist heute jedes 5. Kind in Deutschland von Armut bedroht. In Familien, in denen jeder Cent zählt, ist das Thema Ernährung oft Nebensache. Erstaunlich? Nein! Denn gerade, wenn das Geld knapp ist, haben die Eltern meistens ganz andere Sachen im Kopf als ein abwechslungsreiches Familienessen. „Vor allem, wenn sie mehreren Jobs nachgehen müssen, damit der Verdienst halbwegs reicht“, erklärt Petra Windisch de Lates. „Dann steht nach einem stressigen Tag abends halt eher eine TK-Pizza auf dem Tisch als ein hausgemachtes Gemüsegericht. Und wenn alle zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause kommen, fällt auch das gemeinsame Essen meistens flach.“

Convenience Food und unterschiedliche Essenszeiten sind allerdings keineswegs typisch für Familien in prekären finanziellen Situationen. Ganz unabhängig vom Einkommen kochen viele Eltern nicht mehr frisch, sondern gegen den Hunger hilft der schnelle Griff in die Tiefkühltruhe. Fertiggerichte gibt es heute natürlich in allen Preisklassen. Sie sind schnell gemacht – und keiner muss auf eine gemeinsame Familienmahlzeit warten.

Ernährungsarmut macht krank

„Wenn Kinder in Armut aufwachsen, bedeutet das allerdings auch immer Ernährungsarmut. Und die hat eben gravierende und oft nicht mehr zu korrigierende Entwicklungsstörungen zur Folge, geistige, körperliche, aber auch seelische", weiß die Vorsitzende der Deutschen Lebensbrücke. „Deshalb ist es uns so wichtig, möglichst vielen Kinder über unsere Frühstücksklubs, Mittagstische und Kochklubs gesundes und leckeres Essen zu bieten“, sagt sie. „Und zwar so, dass sie dabei auch die Vorteile von gesunder Ernährung verstehen. Damit einher geht auch das Erlebnis von Gemeinschaft. In den Frühstücksklubs beim Essen vor Unterrichtsbeginn, in unseren Mittagstischen und Kochklubs schon beim Einkaufen und Zubereiten. Liebe und Zuwendung gehen wirklich durch den Magen. Das spüren die Kids – und tragen dieses Erlebnis in ihre Familien.“

Was haben Würstchen mit toten Tieren zu tun?

Oft, so die Erfahrung der Deutschen Lebensbrücke, fehlt es bei Eltern und Kindern auch am Wissen rund um Nahrungsmittel und Ernährung, z.B., dass man sich auch mit wenig Geld gesund ernähren kann. Das kostet nämlich nicht unbedingt mehr Geld, aber viel mehr Zeit. Anderes Beispiel: viele Kinder, vor allem in sozialen Brennpunkten, wissen tatsächlich gar nicht, dass Wurst aus totem Tier gemacht wird, berichtete Anna Kirstein.

Fertiggerichte verändern den Geschmack

Eine weitere Herausforderung beim Thema gesunde Ernährung sind die Vorurteile, die in unserer Gesellschaft herrschen. Das spiegelte sich in den Fragen der Gäste vor Ort und an den Computern. Brauchen Männer mehr Fleisch als Frauen? Was, wenn sich der Familienvater weigert, eine andere Ernährung mitzumachen? Und darauf besteht, dass jeden Tag Fleisch auf den Tisch kommt? Vor allem: ist es nicht so, dass viele Kinder sich weigern, Obst und Gemüse zu essen?

Ja, musste Petra Windisch de Lates zugeben, da ist was dran. Aber: wenn Buben lieber Fleisch mögen als Mädchen, hat das eher etwas mit Tradition und Gewohnheit zu tun als mit einem echten Bedarf. Fertigprodukte wiederum enthalten viel Zucker, und wenn man daran gewöhnt ist, schmeckt frisches Essen tatsächlich erst einmal „anders“. Der Weg von einer mangelhaften Ernährungsweise hin zu gesundem und ausgewogenem Essen ist keine Schnellstraße. Aber wer z.B. die vielen schmackhaften Alternativen zu Schnitzel und Wurst kennengelernt hat, dem fällt es nicht schwer, den Fleischkonsum zu reduzieren. Der Gesundheit, aber auch den Tieren und der Umwelt zuliebe.

Forderungen an die Politik

Deshalb fordert die Deutsche Lebensbrücke von der Politik: „Ernährungsberatung muss schon in der Grundschule beginnen, eigentlich sogar bereits in Kindergarten und Kita. Das Wissen über Lebensmittel und Ernährung gehört in den Lehrplan, genauso wie das gemeinsame Kochen. Generell sollten in den Schulen kostenlose gesunde Mahlzeiten angeboten werden,“ sagt Windisch des Lates. Denn „unsere Erfahrung zeigt: der Weg zu einer gesunden Ernährung zuhause führt oft über die Kinder. Sie schlagen die Brücke zu den Eltern, und so kann der Ausstieg aus dem Teufelskreis der falschen Ernährung gelingen. Gleichzeitig verbringen Familien wieder mehr Zeit zusammen – das tut auch den Eltern gut!“

Mehr Geld für gesunde Nahrungsmittel

Die Deutsche Lebensbrücke hat noch eine weitere Forderung an die Politik, speziell an die neue Regierung: Wir brauchen ein Umdenken. Es muss – über Hartz IV oder die Grundsicherung – mehr Geld für Lebensmittel zur Verfügung stellen, nicht nur in Pandemiezeiten. Für Familien sollte darüber hinaus eine Kindergrundsicherung eingeführt werden. „Das wären sinnvolle Schritte hin zu einer gesünderen Ernährung unserer Kinder. Das ist letztendlich in unser aller Interesse, denn schließlich gestalten sie die Gesellschaft von morgen, und dafür sollten sie bestens ausgerüstet sein.“

 

Über Deutsche Lebensbrücke e.V

Die Deutsche Lebensbrücke ist eine Kinder-Hilfsorganisation gegen Kindernot & Kinderarmut. Mit Hilfe von Spenden und viel Herz kämpfen wir seit über 30 Jahren für das Wohl von bedürftigen und sozial benachteiligten Kindern, in Deutschland, Afrika und Ost-Europa. Unser Ziel ist es, mit nachhaltigen Kinderhilfsprojekten auf die Nöte und Bedürfnisse von bedürftigen Kindern aufmerksam zu machen & ihnen echte Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

Schwerpunkte unserer Kinder-Hilfsorganisation:
1. Bekämpfung von Kinderarmut – in Deutschland & weltweit
2. Schwerkranken Kindern helfen – in Deutschland & weltweit
3. Förderprojekte für bedürftige Kinder
4. Katastrophenhilfe für Kinder & Familien in akuter Gefahr.

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