Das europäische Klimaschutzgesetz verpflichtet die EU bis spätestens 2050 vollständig klimaneutral zu werden. Für 2040 hat die EU-Kommission heute einen Vorschlag zur Erreichung des Zwischenziels vorgelegt, der unter anderen eine Industrial Carbon Management Strategie enthält.

“Dieser Vorschlag greift viel zu kurz. Die EU-Kommission orientiert sich am unteren Rand der vom EU-Klimarat vorgeschlagenen Reduktion der Treibhausgase um 90 Prozent gegenüber 1990. Um die Europäische Union international als Vorreiterin zu positionieren und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müsste sie aber mindestens 95 Prozent anstreben”, kritisiert Brick Medak, Teamleiter Energiepolitik und Klimaschutz.

Vor allem die Industrial Carbon Management Strategie ist eine herbe Enttäuschung. Hier knickt die EU vor der fossilen Lobby ein: Mit 450 Millionen Tonnen jährlicher CO2-Abscheidung zur unterirdischen Speicherung oder Weiterverwendung legt sie völlig übersteigerte Mengengerüste vor. Die Abscheidung von CO2 dürfe dabei nur als letztes Mittel für unvermeidbare Restemissionen in Betracht gezogen werden. Vermeidung und Reduktion von Treibhausgasemissionen müssten klar im Fokus stehen.

Besonders besorgniserregend dabei: CO2-Entnahmelösungen wie Direct Air Capture (DACCS) sollen bis zu sechs Prozent des heutigen Emissionsniveaus wieder einfangen, obwohl die Technologien dafür bisher kaum über die Größenordnung von Pilotanlagen hinaus kommen, weiter und nicht zuletzt aufgrund ihres enormen Energieverbrauchs absehbar äußerst kostenintensiv bleiben werden: “Das ist das traurige Eingeständnis, dass die europäischen Klimaversprechen in immer weitere Ferne rücken, weil die Abkehr von fossilen Energiequellen nicht konsequent vorangetrieben wird”, moniert Dr. Steffi Ober, Teamleiterin für Ökonomie und Forschungspolitik.

Schlimmer noch: Die hohen Mengen an BECCS (Bioenergie mit CO2 Abscheidung und Speicherung) ignorieren völlig die Zielkonflikte, die mit der Biomassenutzung verbunden sind. Durch die weitere Abholzung von Wäldern zur Verbrennung werden die natürlichen Senken weiter reduziert, anstatt sie für die CO2-Speicherung aufzubauen. Aus Sicht des NABU ist der natürliche Klimaschutz ein zentraler Hebel zur Bekämpfung der Erderwärmung. Intakte Ökosysteme wie Wälder, Moore und Salzwiesen dienen nicht nur dem Biodiversitätsschutz, sondern müssen als natürliche Kohlenstoffspeicher mehr Beachtung in der Diskussion um Carbon Management bekommen.

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