Es ist wieder soweit: Die Fledermäuse sind aktiv und in der Dämmerung zu beobachten. Denn die Flugkünstler der Nacht ziehen nun von ihren Überwinterungsorten in die Sommerquartiere. Ihren Winterschlaf verbrachten die Tiere vor allem in Höhlen, Stollen, Bunkern oder Kellern. Orte also, die eine konstant kühle Temperatur und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Auf dem Zug zwischen Winterquartier und Sommerquartier können sehr weite Strecken zurück gelegt werden, bekannt ist eine Rauhautfledermaus mit einer Zugstrecke von über 1.900 Kilometern.

Fledermäuse suchen Quartiere

„Viele Menschen wissen inzwischen, dass bei uns einige Fledermaus-Arten an Gebäuden leben. Weit verbreitet ist dabei der Irrglaube, dass es sich hierbei ausschließlich um alte Gebäude handelt. Tatsächlich machen vor allem spaltenbewohnende Fledermäuse, wie die Zwergfledermaus, keinen Unterschied zwischen alten und neuen Gebäuden. Wichtig ist nur, dass sie einen passenden Spalt finden, der ihnen genug Platz lässt und auch die passenden klimatischen Bedingungen für die Jungenaufzucht bietet“, berichtet Ralf Berkhan, NABU-Fledermausexperte. Im Sommer wollen es Fledermäuse warm und trocken. Solche Bedingungen können ebenso hinter einer Holzverschalung an einem alten Bauernhaus herrschen wie an einem Plattenbau in der Großstadt.

Anders ist dies bei solchen Arten, die sich lieber direkt im Dachboden aufhalten. Diese Arten brauchen große und nicht ausgebaute Dachböden, die zugleich möglichst zugluftfrei sind. Solche Dachböden sind an modernen Häusern kaum noch zu finden, weshalb das Große Mausohr oder auch die beiden Langohrfledermaus-Arten (Braunes und Graues Langohr) häufig in Kirchen oder anderen historischen Gebäuden zu finden sind.

Keine Gefahr durch Corona-Virus

Welche Fledermaus-Art sich auch in einem Gebäude niedergelassen haben mag: Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 durch Fledermäuse muss hierzulande niemand haben. Unsere heimischen Fledermäuse sind keine Träger des Virus und stellen für Menschen somit weiterhin keine Gefahr dar. Vielmehr benötigen die Fledermäuse selbst unseren Schutz, indem wir ihre Quartiere erhalten oder neu erstellen, und manchmal auch unsere Hilfe, wenn sie sich verletzt haben. In solch einem Fall gilt für Fledermäuse das Gleiche, wie für alle anderen Wildtiere auch: niemals ohne Handschuhe anfassen und schnellstmöglich Sachverständige informieren, die sich um das Tier kümmern können. In Niedersachsen sind dies die Fledermaus-Regionalbetreuer, die über die Internetseiten des NLWKN zu ermitteln sind. Hilfe bietet zudem die Fledermaus-Hotline unter 030 284984-5000.

Nahrungsgrundlagen und Lebensräume gehen verloren

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist die Vielfalt der bäuerlichen Kulturlandschaften verloren gegangen – das beeinflusst auch das Nahrungsangebot für die Fledermaus. „Die negativen Auswirkungen auf das Angebot an Beutetieren wie Nachtfaltern, Käfern oder anderen Fluginsekten sind erheblich“, weiß Ralf Berkhan. Die stetig wachsende Nachfrage nach billigen Agrarprodukten hat einen entscheidenden Einfluss auf das gegenwertige Insektensterben. Folglich kann sich auch für die ohnehin schon schlechte Lebenssituation der Fledermäuse keine positive sowie hoffnungsvolle Wende ergeben. Intensiv genutzte, monotone Felder und immer weniger extensiv beweidete Grünlandflächen mit dem für Insekten und Insektenfresser so wichtigen Dung haben zur Folge, dass die biologische Vielfalt unserer Landschaft immer weiter abnimmt. Als Konsequenz stellt sich heraus, dass sich Fledermäuse, als reine Insekten- und Spinnenfresser, und natürlich auch die insektenfressenden Vogel-Arten, nicht mehr ausreichend ernähren können. „Auch der Einsatz von Pestiziden, sowohl in der Landwirtschaft, aber auch in der Forstwirtschaft und im Privathaushalt macht den Tieren zu schaffen“, so Ralf Berkhan weiter. „Die Giftablagerungen erreichen im wenige Gramm schweren Tierkörper entweder tödliche Konzentrationen oder werden über die Muttermilch an die Jungen weiter gereicht.“

Zudem werden viele Quartiere vom Menschen unbewusst zerstört. Besonders höhlenreiches Altholz wird noch immer aus dem Wald entfernt. Dachböden werden renoviert und mit Holzschutzmitteln behandelt, Hohlräume ausgeschäumt und Fugen versiegelt. „Wichtige Lebensräume unter Dächern oder hinter Fassadenverkleidungen gehen so verloren“, stellt Ralf Berkhan fest. Es gibt also zahlreiche Ursachen für die Bedrohung der Fledermäuse. Von den 25 in Deutschland vorkommenden Arten sind vier Arten vom Aussterben bedroht. Drei Arten gelten als stark gefährdet und weitere fünf Arten sind als gefährdet eingestuft.

Auszeichnung ‚Fledermausfreundliches Haus‘

Jeder kann selbst mit geringem Einsatz zum Schutz der Fledermäuse beitragen. Die Bereitstellung eines Fledermauskastens als potentielles Quartier ist hier eine bewährte Methode. Fledermauskästen gibt es für spalten- wie auch höhlenbewohnende Arten. Diese können selbst gebaut oder aus dem Fachhandel bezogen werden. Wer bei Dämmmaßnahmen am Haus Rücksicht auf Fledermäuse nehmen möchte, kann aber auch einen der vom NABU Niedersachsen ausgebildeten „Fledermaus-Botschafter“ zu Rate ziehen. Mit der Aktion ‚Fledermausfreundliches Haus‘ trägt der NABU Niedersachsen dazu bei, die Akzeptanz für Fledermäuse in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Menschen, die sich für Fledermäuse engagieren und in ihren Häusern dulden, werden vom NABU deshalb mit der Plakette ‚Hier sind Fledermäuse willkommen‘ ausgezeichnet (eine persönliche Beratung vor Ort sowie die Übergabe und Anbringung der Plakette kann aufgrund der corona-bedingten Einschränkungen derzeit allerdings nicht erfolgen).

Bewerben können sich Hauseigentümer oder auch Verwalter von öffentlichen Gebäuden, die die Quartiere dieser heimlichen Hausbewohner dulden und fördern. Ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof, ein Fabrikgebäude, eine Schule oder eine Kirche handelt. Auch Winterquartiere können ausgezeichnet werden! 300 Plaketten „Hier sind Fledermäuse willkommen“ wurden von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert, um das Engagement von Hauseigentümern oder anderen „Gebäudeverwaltern“ zu belohnen. Weitere Informationen und einen Bewerbungsbogen gibt es unter www.NABU-niedersachsen.de/fledermaushaus

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